Die Dianetik umfaßt viele Wissenszweige. Eigentlich ist sie eine Reihe miteinander verwandter Wissenschaften, die von einer gemeinsamen Gruppe von Axiomen ausgehen. Beispielsweise gibt es die Erziehungslehre der Dianetik, die die Gesamtheit des systematischen Wissens umfaßt, das notwendig ist, um den menschlichen Verstand zu optimaler Wirksamkeit auszubilden und ihn zu optimalem Wissen und Können in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern des Menschen hinzuführen. Es gibt die politische Dianetik, die das Gebiet von Gruppenaktivität und Organisation umfaßt, mit der Zielsetzung, die optimalen Bedingungen und Verfahren für die Führung von Gruppen und für deren Beziehungen untereinander festzustellen. Ferner gibt es die medizinische Dianetik, die Soziallehre der Dianetik usw. Sie alle sind eigene Wissenszweige und werden durch ihre eigenen Axiome bestimmt.
In diesem Buch beschäftigen wir uns an sich mit den Grundlagen der Dianetik und mit der dianetischen Therapie, wie sie am einzelnen angewandt wird; dies ist für den Einzelmenschen die unmittelbar wichtigste und wertvollste Seite der Dianetik.
Doch wäre ein Buch über dianetische Therapie nicht vollständig ohne die Erwähnung auch jenes Zweiges der Dianetik, von dem manche sagen, daß er für die Menschheit noch wichtiger sei als die Therapie: die vorbeugende Dianetik.
Wenn man die Ursache von etwas kennt, kann man gewöhnlich auch verhindern, daß sie zur Wirkung kommt. Ronald Ross’ Entdeckung und Beweis, daß der Malariakeim von Moskitos übertragen wird, machte es möglich, die einst für die Menschheit verheerende Krankheit entscheidend einzudämmen. Ähnlich kann man, wenn man die Ursache von Aberration und psychosomatischen Krankheiten kennt, sehr viel zu ihrer Vorbeugung tun.
Vorbeugende Dianetik ist ein weites Feld. Ihre Anwendbarkeit erstreckt sich bis in die Bereiche der Industrie, der Landwirtschaft und anderer spezieller Aktivitäten des Menschen. Ihr Grundprinzip ist die wissenschaftliche Tatsache, daß der Inhalt von Engrammen auf ein Minimum beschränkt werden kann oder Engramme vollständig verhütet werden können, was für geistige Gesundheit, körperliches Wohlbefinden und soziale Anpassung von unschätzbarem Wert ist.
Das Engramm ist im Grunde eine ganz einfache Sache: Es ist ein Moment, in dem der analytische Verstand durch körperlichen Schmerz, durch Drogen oder andere Mittel ausgeschaltet ist und die reaktive Bank für den Empfang einer Aufzeichnung offensteht. Wenn diese Aufzeichnung Äußerungen enthält, wird sie ernstlich aberrierend. Wenn sie in emotioneller Hinsicht Feindseligkeit enthält, wird sie sehr destruktiv. Wenn sie ihrem Inhalt nach stark überlebensfreundlich ist, ist sie auf jeden Fall imstande, ein Leben gründlich zu zerrütten.
Das Engramm bestimmt – neben anderen Dingen – das menschliche Schicksal. Sagt sein Inhalt, daß ein Mann scheitern muß, um zu überleben, so findet er deshalb zahlreiche Wege, um zu scheitern. Befiehlt ihm sein Engramm, daß er nur mit Angehörigen fremder Rassen Vergnügen erleben kann, mischt er sich deshalb unter sie und verläßt seine eigene. Befiehlt es, daß er töten muß, um zu leben, so tötet er. Und – was noch viel heimtückischer ist – es bahnt sich seinen Weg von einem Vorfall zum nächsten Vorfall, um schließlich die Katastrophe zu verursachen, die es diktiert.
Im Zuge der Therapie begegneten wir kürzlich einem Mann, der tatsächlich alles Erdenkliche unternommen hatte, um sich den Arm zu brechen; denn erst durch den gebrochenen Arm erhielt er das Mitgefühl, ohne das er, dem Engramm zufolge, nicht leben konnte. Unsere Aufzeichnung umfaßte drei Jahre und enthielt ein halbes Hundert scheinbar harmloser Vorfälle, die, im Zusammenhang betrachtet, den Fall ins richtige Licht rückten.
Der Unfallanfällige ist ein Fall, dem sein reaktiver Verstand Unfälle befiehlt. Er ist in jeder Gesellschaft eine ernste Gefahr, denn seine reaktiv beabsichtigten Unfälle ziehen oft auch andere, völlig unschuldige Menschen in Mitleidenschaft.
Autofahrer, die mehrere Unfälle zu verzeichnen haben, sind im Allgemeinen unfallanfällig. Sie haben Engramme, die ihnen Unfälle befehlen. Wenn Sie auch nur einen Fall auditiert haben, dann werden Sie sehen, wie gründlich und boshaft dieser Schwachkopf, der reaktive Verstand, in solchen Dingen sein kann. Geklärte Fahrer könnten nur aus zwei Gründen Unfälle haben: a) wegen mechanischen Versagens und vor allem b) wegen unfallanfälliger anderer Leute. Der schreckliche und furchterregende Todeszoll, der uns vom Straßenverkehr abverlangt wird, ist fast ausnahmslos reaktivem Handeln zuzuschreiben und nicht dem angelernten (analytischen) Fahren. Die Apathie unserer Gesellschaft ist an der Tatsache ablesbar, daß sie nichts Ernsthaftes unternimmt, um allen Autounfällen wirksam vorzubeugen; schon eine zerbrochene Windschutzscheibe ist eine zuviel; jetzt, da eine Antwort zur Hand ist, kann gehandelt werden.
Der Aberrierte erschwert das Leben anderer auf tausenderlei Art. Die vorbeugende Dianetik ermöglicht es, den unfallanfälligen Aberrierten zu ermitteln und ihn von Aktivitäten, die andere bedrohen, fernzuhalten. Das ist einer der allgemeinen Aspekte der vorbeugenden Dianetik. Daß die so ermittelten Aberrierten geklärt werden können, ist eine andere Sache.
Der andere allgemeine und wichtigere Aspekt der vorbeugenden Dianetik ist die Verhütung von Engrammen und die Abschwächung ihres Inhaltes, und zwar auf der gesellschaftlichen wie auch auf der individuellen Ebene. Im sozialen Bereich würde man aus der Gesellschaft die Ursachen der Aberration tilgen, wie man Einzelpersonen von Engrammen befreit. Ebenso kann man gleich von Anfang an verhindern, daß gesellschaftliche Aberrationsursachen überhaupt auftreten.
Beim einzelnen ist es sehr leicht, Engrammen vorzubeugen. Da der Verursacher von Aberration und Krankheit bekannt ist, kann man ihn daran hindern, in ein Leben einzudringen. Weiß man, daß er bereits eingedrungen ist, kann man den nächsten Schritt, seinen Key-in, verhindern. Natürlich ist die endgültige Lösung dieses ganzen Problems die Therapie bis zur Klärung; es gibt jedoch einen Aspekt hierbei, der nicht auf diese Weise gelöst werden kann.
Ein Kind kann nicht gefahrlos geklärt werden, bevor es mindestens fünf Jahre alt ist, und gegenwärtig ist es üblich, bis zum Alter von etwa acht Jahren zu warten. Eine bessere Art, sich dem Problem zu nähern, könnte vielleicht diese Altersgrenze herabsetzen, jedoch kann sie nicht vor das Sprechalter verlegt werden, es sei denn, daß jemand in der Zukunft einen Katalysator erfindet, der den reaktiven Verstand einfach ohne weitere Behandlung ausräumt (was nicht so abwegig ist, wie es sich anhören mag). Aber im Augenblick und vermutlich noch für geraume Zeit werden Kinder für die Dianetik ein Problem bleiben.
Kinderkrankheiten stammen hauptsächlich von Engrammen. Sie sind ihrer Tendenz nach vor dem Sprechalter am schwersten, und die Anzahl der Todesfälle vor dem Ende des ersten Lebensjahres ist immer noch bedrückend, obwohl mit dem Fortschritt der Medizin die Sterberate gesenkt werden mag.
Die vorbeugende Dianetik geht dieses Problem in zwei Phasen an: einmal die Engrammvorbeugung und dann die Verhinderung des Key-ins.
Betrachten wir den Key-in zuerst. Wir können zweierlei tun, um ihn zu verhindern. Man sorgt dafür, daß das Kind in einer ruhigen und harmonischen Atmosphäre, die nicht restimulierend ist, aufwächst, oder man versetzt das Kind, wenn es trotz freundlicher Behandlung restimuliert erscheint, in eine andere Umgebung, in der die beiden Hauptrestimulatoren – Vater und Mutter – fehlen, in der es aber jemanden gibt, der dem Kind Zuneigung schenkt. Ob ein Kind restimuliert ist oder nicht – vor dem Spracherwerb oder nach dem Spracherwerb –, ist einfach festzustellen. Neigt es zu Krankheiten? Ißt es gut? Ist es nervös? Natürlich kann rein körperlich mit dem Kind etwas nicht in Ordnung sein, doch ist das von einem Arzt schnell festzustellen – dies sind körperliche Störungen.
Streit in Hörweite eines Kindes, großer Lärm, hysterisches Verhalten, verhätschelndes Mitgefühl bei Unwohlsein oder Verletzung des Kindes – das sind einige Punkte des Key-in-Katalogs. Dadurch wird ein Kind körperlich krank und geistig aberriert, indem seine Engramme eingekeyt werden. Und niemand kann sagen, wie viele es hat!
Am meisten kann durch vorbeugende Maßnahmen jedoch erreicht werden, wenn eine andere Person rücksichtsvoll behandelt wird – die Mutter des Kindes.
Es ist nicht die »biologische Liebe«, die die Mutter im Leben eines Menschen eine so hochwichtige Rolle spielen lässt, sondern die schlichte Wahrheit, daß die Mutter ein gemeinsamer Bestandteil aller vorgeburtlichen Engramme des Kindes, ist. Das vorgeburtliche Engramm, das wesentlich ernster ist als das nachgeburtliche, hat immer die Mutter – oder die Mutter und eine andere Person – zum Inhalt. Deswegen hat ihre Stimme, das, was sie sagt und was sie tut, auf das ungeborene Kind einen außerordentlich großen und weitreichenden Einfluß.
Es ist nicht wahr, daß Emotion durch die Nabelschnur in ein Kind eindringt, wie die Leute meist annehmen, sobald sie von vorgeburtlichen Engrammen hören. Emotion wird in Form einer anderen, eher elektrischen als organischen Wellenart übertragen (in welcher Art genau, können wir als ein Strukturproblem übergehen). Darum überträgt jedermann, der in der Nähe einer schwangeren Frau emotional auftritt, diese Emotion direkt auf das Kind. Und die Emotionen der Mutter werden auf die gleiche Art und Weise dem reaktiven Verstand des Kindes zugeleitet.
Ob das ungeborene Kind bereits über analytisches Vermögen verfügt oder nicht, hat für seine Engrammempfänglichkeit keine Bedeutung. Das vorgeburtliche Engramm ist ein Engramm wie jedes andere auch. Nur wenn das Kind wirklich durch Schläge, hohen Blutdruck, Orgasmen oder anderswie verletzt wird, wird es »bewußtlos«. Wenn es »bewußtlos« wird, empfängt es all die Wahrnehmungen und Worte in der mütterlichen Umgebung als Engramme. Das analytische Vermögen an sich hat mit Engrammen nichts zu tun. Die Tatsache, daß das Ungeborene nicht analytisch zu denken vermag, macht das Kind nicht für Engramme empfänglich; das bewirken erst »Bewußtlosigkeit« oder Verletzung. Das Vorhandensein oder Fehlen von analytischem Vermögen hat nichts damit zu tun, ob Engramme empfangen werden oder nicht.
Morgendliches Erbrechen, Husten, alle Selbstgespräche der Mutter, Straßenlärm, Haushaltsgeräusche usw. teilen sich dem »bewußtlosen« Kind mit, wenn es verletzt ist. Und das Kind wird sehr leicht verletzt. Es ist nicht durch gefestigte Knochen geschützt und kann nicht ausweichen. Es ist da. Wenn es gestoßen oder gedrückt wird, werden seine Zellen, seine Organe verletzt. In welchem Maße Bewegungsfähigkeit hierbei eine Rolle spielt, kann durch ein einfaches Beispiel demonstriert werden. Legen Sie sich auf ein Bett, den Kopf auf einem Kissen. Nun lassen Sie jemanden eine Hand auf Ihre Stirn drücken. Da Sie sich nicht bewegen können, empfinden Sie den Druck der Hand viel stärker, als wenn Ihnen im Stehen die Hand auf die Stirn gelegt würde. Das Gewebe und das Fruchtwasser um das Kind bilden nur sehr schwache Puffer. Bei einer Verletzung wird das Kind durch das Fruchtwasser zusammengepreßt, da dieses nicht komprimierbar ist. Das Kind ist keineswegs gut geschützt. Im fortgeschrittenen Schwangerschaftsstadium kann es das Kind schon schwer belasten, wenn die Mutter sich nur die Schuhe schnürt. Mutters Anstrengung beim Heben schwerer Gegenstände ist ganz besonders schädlich. Und ein Zusammenstoß der Mutter mit Gegenständen, wie beispielsweise einer Tischkante, kann durchaus dem Baby den Kopf eindrücken. Die Genesungsmöglichkeiten des ungeborenen Kindes sind allerdings, wie an anderer Stelle schon erwähnt, weitaus größer als alles, was die Natur den Lebensformen ansonsten einräumt. Dem Kind kann der Kopf eingedrückt worden sein, aber da der genetische Bauplan und das Baumaterial noch immer vorhanden sind, kann eine Wiederherstellung erfolgen. Es dreht sich also nicht darum, ob das Kind »in Ordnung« ist, nur weil es fast alles überleben kann. Es geht vielmehr darum, ob solche Verletzungen als Engramme eine stark aberrierende Geltung haben werden oder nicht.
Abtreibungsversuche sind sehr verbreitet. Und sie haben bemerkenswert wenig Erfolg. Jedes Mal, wenn die Mutter das Kind auf eine derart unmenschliche Weise verletzt, bestraft sie sich im Grunde genommen selbst. Die morgendliche Übelkeit ist ganz und gar engrammatisch, soweit das festgestellt werden kann, denn geklärte Frauen haben sie während ihrer eigenen Schwangerschaft bis jetzt noch nicht erlebt. Schwangerschaftserbrechen beruht auf der ansteckenden Wirkung der Aberration. Wirkliche Krankheiten ergeben sich in der Regel nur, wenn die Mutter mit Spülungen oder mit Stricknadeln oder dergleichen einen Eingriff gegen das Kind unternommen hat. Ein solcher Eingriff läßt die Mutter krank werden und ist für sie, wenn man nur die rein physische Seite in Betracht zieht, sehr viel härter als für das Kind. Morgendliche Übelkeit gelangt in eine Gesellschaft offensichtlich wegen solcher Eingriffe und natürlich auch wegen Verletzungen.
Die Zellen »wissen« es, wenn eine Schwangerschaft eintritt. Der reaktive Verstand »weiß« von dieser Tatsache vor dem analytischen Verstand, und zwar aufgrund von Organempfindungen, denn das endokrine System ist verändert. Somit hat die Entdeckung der Schwangerschaft durch die Mutter wenig damit zu tun, ob ihr schon vor der Entdeckung übel gewesen ist oder nicht.
Dieses ganze Gebiet war Gegenstand umfangreicher dianetischer Forschungsarbeit. Und viel mehr Forschungsarbeit muß noch geleistet werden. Die genannten Schlußfolgerungen sind vorläufig. Die Schlußfolgerung jedoch, daß das Engramm empfangen wird und daß es so heftig ist wie sein Inhalt (der tatsächliche Schmerz spielt eine geringere Rolle), ist eine wissenschaftliche Tatsache und keineswegs nur eine These. Diese Entdeckung ist ebenso real wie die Entdeckung der Schwerkraft.
Zuerst sollte man daran denken, Engramme überhaupt zu verhindern; als zweites sollte man verhindern, daß Engramminhalte zustande kommen. Frauen, die auf dem Lande leben und schwere landwirtschaftliche Arbeit verrichten, sind allen möglichen Verletzungen ausgesetzt. Vielleicht kann das wegen der Aufgabe, die diese Frauen in der Gesellschaft erfüllen, nicht verhindert werden. Aber wenn bekannt ist, daß jede Verletzung der Mutter bei dem ungeborenen Kind ein Engramm erzeugen kann, dann sollten alle, die im Fall einer solchen Verletzung anwesend sind, die Mutter eingeschlossen, Sorge dafür tragen, daß absolute Stille bewahrt wird. In einem Engramm ist jede Bemerkung aberrierend. Sogar eine Äußerung wie »Du kannst dich daran in der dianetischen Therapie erinnern«, an ein ungeborenes Kind gerichtet, baut ein Engramm ein, so daß jedes Wort in dieser Äußerung körperlichen Schmerz genau an der Stelle bedeutet, wo das Kind den Schmerz zu jener Zeit erlitten hat; und in der Zukunft wird der Ausdruck »dianetische Therapie« das Engramm des Kindes restimulieren.
Der Arzt, der drückt und herumklopft, um herauszufinden, ob die Mutter schwanger ist, mag sagen: »Nun, es ist sehr schwierig, das so früh schon zu sagen.« Jahre später wird der Patient im Zuge der dianetischen Therapie in den Bereich dieses Geschehnisses zurückkehren und wird einfach nur auf eine leere Stelle stoßen, bis der Dianetiker plötzlich an der Art und Weise, in der der Patient seine Reaktionen beschreibt, den Inhalt errät. Wenn der Arzt sehr streng ist und sagt: »Sie sollten lieber gut auf sich achten, Frau Müller. Wenn Sie das nicht tun, werden Sie sehr krank werden!«, dann wird das Kind, das aufgrund der Untersuchung – gleichgültig, wie vorsichtig sie auch durchgeführt wurde – »bewußtlos« war, eine leichte Hypochondrie davontragen und übermäßig um seine Gesundheit besorgt sein, wenn das Engramm einkeyt.
Wenn der Ehemann während des Geschlechtsaktes mit der schwangeren Frau spricht, wird jedes Wort für das Kind engrammatisch werden. Wird die Mutter von ihm geschlagen, dann werden diese Schläge, alles, was er sagt, und alles, was sie sagt, Teil des kindlichen Engramms sein.
Wenn die Mutter das Kind nicht haben will, der Vater es sich aber wünscht, wird das Kind ihm gegenüber später wie auf einen Verbündeten reagieren und beim Tode des Vaters möglicherweise einen Nervenzusammenbruch erleiden. Wenn sie das Kind haben will, er aber nicht, liegt die Verbündetenberechnung umgekehrt. Dasselbe trifft zu, wenn eine Abtreibung angedroht oder versucht wird, vorausgesetzt, daß die Drohung in einem Engramm enthalten ist.
Sollte die schwangere Frau verletzt und der Vater sehr besorgt sein, dann hat das Engramm dies zum Inhalt, und das Kind hat ein Mitgefühlsengramm. Der Weg zum Überleben besteht demzufolge für das Kind darin, sich mitleiderweckend zu verhalten, wenn es verletzt ist, und sogar dafür zu sorgen, daß es verletzt wird.
Eine schwangere Frau sollte jede Rücksicht erfahren, wenn die Gesellschaft irgendein Gefühl für ihre zukünftigen Generationen hat. Wenn sie fällt, sollte man ihr helfen – aber schweigend. Man darf nicht von ihr erwarten, daß sie schwere Lasten trägt. Und man sollte ihr keinen Geschlechtsverkehr aufzwingen, denn jedes Koituserlebnis während der Schwangerschaft hat ein Engramm für das Kind zur Folge.
Es muß eine erstaunliche Anzahl von Schwangerschaften geben, die niemals bemerkt werden. Die Heftigkeit des Geschlechtsaktes, die Anwendung von Spülungen und Gelees (weil die Frau immer noch die Empfängnis verhüten will und noch nicht weiß, daß sie schon schwanger ist), Anstrengungen beim Stuhlgang, Stürze und andere Unfälle müssen für eine große Zahl von Fehlgeburten verantwortlich sein, die irgendwann in der ersten Zeit nach der Empfängnis auftreten. Denn die Zygote und der Embryo sind im Dasein noch recht schwach verankert und werden durch Umstände, die die Mutter als völlig unerheblich betrachten würde, sehr schwer verletzt. Ist erst einmal die erste nicht eingetretene Monatsblutung überwunden, verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt zunehmend; und normalerweise findet eine Fehlgeburt nur statt, wenn das Kind genetisch mißgebildet ist oder wenn Abtreibungsversuche unternommen wurden. Die Mißbildungen sind jedoch so selten, daß man sie als Möglichkeit außer acht lassen kann.
Die Fruchtblase mag nach der ersten ausgebliebenen Menstruation viele Male durchbohrt und von allem Fruchtwasser entleert worden sein, und das Kind kann immer noch überleben. Zwanzig oder dreißig Abtreibungsversuche an einem einzigen Kind sind bei aberrierten Frauen nicht ungewöhnlich. Bei jedem Versuch könnte der Körper oder das Gehirn des Kindes durchbohrt worden sein.
Vor der Geburt nimmt das Kind unabhängig von den üblichen Sinnesorganen wahr. Engramme sind keine Erinnerungen, sondern Aufzeichnungen auf zellularer Ebene. Daher braucht das ungeborene Kind kein Trommelfell, um ein Engramm aufzuzeichnen. Es sind Fälle bekannt, wo der Hörapparat des ungeborenen Kindes – wie auch immer er organisch gestaltet sein mag – durch einen Abtreibungsversuch vorübergehend zerstört gewesen sein muß, und das Engramm wurde dennoch aufgezeichnet. Die Zellen bauten den Apparat wieder auf, der später der Aufnahme der Geräuscheindrücke durch die Standardbanken dienen sollte, und speicherten ihre eigenen Daten in die reaktive Bank ein.
Die Befreiung von solchen Engrammen bedeutet für die Person die Wiederherstellung einer weit über der gegenwärtigen Norm liegenden Vernunft. Ferner gewinnt sie eine Stabilität und ein Wohlbefinden, die alles übertreffen, was der Mensch jemals als Potential zu besitzen glaubte. Die Existenz dieser Engramme wurde bestätigt, indem die Daten von einem Kind, von der Mutter und vom Vater genommen und allesamt miteinander verglichen wurden. Wir haben es hier also mit wissenschaftlichen Tatsachen zu tun, die, ganz gleich, wie viel Erstaunen sie hervorrufen, nichtsdestoweniger wahr sind.
Die Mutter sollte also während der Schwangerschaft äußerst behutsam mit sich umgehen, und die Menschen in ihrer Umgebung sollten sich der Notwendigkeit voll bewußt sein, daß nach jedem Stoß und jeder Verletzung Schweigen zu bewahren ist. Da man nicht wissen kann, wann eine Frau empfangen hat, und da Zygoten- und Embryonalengramme sehr aberrierend sind, wird deutlich, daß die Gesellschaft ihr Verhalten gegenüber den Frauen bessern muß, wenn die spätere Gesundheit des Kindes bewahrt werden soll.
In unserer heutigen Gesellschaft wird der Frau weniger Wertschätzung entgegengebracht als in anderen Gesellschaften und früheren Zeiten. Man erwartet von der Frau heute, daß sie mit Männern im Wettstreit steht. Das ist Unsinn. Die Frau verfügt über ebensoviel Tatkraft wie der Mann. Er kann ihr, was Körperbau und Einsatzfähigkeit anbelangt, ebenso wenig Konkurrenz machen wie sie ihm. Der heutige soziale Wirbel hat seinen Grund zum großen Teil darin, daß die wichtige Rolle der Frau als Frau und die Verschiedenheit der Aufgabenbereiche von Mann und Frau nicht erkannt werden.
Die Änderungen, die sich in den kommenden zwanzig Jahren ergeben werden, brauchen hier nicht näher dargelegt zu werden. Doch mit den letzten Entdeckungen auf dem Gebiet der Photosynthese, die der Menschheit in genügender Menge bessere und billigere Nahrung sichern sollten, schwindet die Bedeutung der Geburtenkontrolle dahin. Die Moralbegriffe haben sich bereits gewandelt, und zwar unabhängig davon, was die Moralisten unternehmen, um diese Wandlung zu vereiteln. Und somit kann die Frau von vielen ihrer lästigen Ketten befreit werden.
Dem Mann obliegt die Welt der Gegenwart, ihre Aktivität, ihre Organisation und ihr Aufbau. Aufgabe der Frau ist es, sich um die Persönlichkeit des Menschen und seiner Kinder zu kümmern. Als fast alleiniger Hüterin der Generation von morgen steht ihr weit mehr Achtung zu, als ihr in der Sklavenexistenz ihrer Vergangenheit zugebilligt wurde.
Es ist also keineswegs ein verstiegener, utopischer Gedanke, daß der Frau in Zukunft viel höhere Wertschätzung zukommen kann. Und dies muß geschehen, wenn die Kinder der morgigen Generation etwas erreichen, das Zuhause friedlich und ungestört sein und die Zivilisation sich entwickeln sollen.
Die vorbeugende Dianetik muß in der häuslichen Sphäre Nachdruck auf die Frau legen, um das Kind zu schützen.
Als erste Maßnahme sollten Mütter geklärt werden, denn jede Mutter, die einen Abtreibungsversuch unternimmt, ist auf der Zweiten Dynamik blockiert, und jede Blockierung bedroht sowohl ihre Gesundheit als auch ihr Glück. Es hat sich erwiesen, daß sexuelle Aberration von einer Antipathie gegenüber Kindern begleitet ist.
Die vorbeugende Dianetik verlangt also auf individueller Ebene geklärte Eltern und fordert sodann Vorkehrungen gegen das Aberrieren des Kindes sowie Vorsichtsmaßnahmen gegen das Einkeyen irgendeiner Aberration, die das Kind erhalten haben mag.
Das ist ganz einfach. Bleiben Sie bei Verletzungen still. Tun Sie alles, was für den Verletzten oder Kranken getan werden muß, aber tun Sie es schweigend. Sorgen Sie dafür, daß bei einer Geburt völlige Stille herrscht, damit die geistige Gesundheit von Mutter und Kind nicht gefährdet wird und der Frieden des Zuhause gewahrt bleiben kann. Dazu gehört auch der Verzicht auf »Schschs«, denn das erzeugt Stotterer.
Im größeren Zusammenhang gesehen gibt es nur eines, was noch wichtiger ist, als in der Nähe eines »Bewußtlosen« oder einer verletzten Person dafür zu sorgen, daß Stille herrscht: die »Bewußtlosigkeit« von vornherein zu verhindern.
Sagen Sie nichts, und machen Sie kein Geräusch in der Nähe eines »Bewußtlosen« oder Verletzten. In einer solchen Lage zu sprechen – gleichgültig, was gesagt wird – bedroht seine geistige Gesundheit. Sagen Sie nichts, während jemand operiert wird. Sagen Sie nichts bei einem Unfall auf der Straße. Sprechen Sie nicht!
Sagen Sie nichts in der Nähe eines kranken oder verletzten Kindes. Lächeln Sie, geben Sie sich ruhig, aber sagen Sie nichts. Taten werden nicht immer bemerkt, wenn sie nicht von Worten begleitet sind, aber Handeln ist alles, was man in der Nähe von Kranken oder Verletzten tun kann; gegenteiligenfalls triebe man sie absichtlich in Neurosen oder Geisteskrankheit hinein oder verschaffte ihnen im günstigsten Fall für später eine Krankheit.
Und sagen Sie vor allem nichts in der Nähe einer Frau, die irgendeinen Schlag, Stoß oder Aufprall erfahren hat. Helfen Sie ihr. Wenn sie spricht, dann antworten Sie nicht. Helfen Sie ihr einfach. Sie wissen ja nie, ob sie nicht etwa schwanger ist.
Es ist eine bemerkenswerte, eine wissenschaftliche Tatsache, daß die gesündesten Kinder von den glücklichsten Müttern kommen. Zunächst einmal ist die Entbindung für eine geklärte Mutter problemlos. Nur Geburtsengramme der Mütter haben Entbindungen in der Vergangenheit erschwert. Eine geklärte Mutter braucht keine Narkotika. Und das ist gut, denn Narkotika betäuben auch das Kind, und wenn das Engramm dann einkeyt, läßt es das Kind stumpfsinnig erscheinen. Eine glückliche Frau hat kaum Schwierigkeiten. Und sogar ein paar Engramme, die sich trotz aller Vorkehrungen einprägen sollten, sind bedeutungslos, wenn die allgemeine Stimmung der Mutter glücklich ist.
Frauen, ihr habt ein Recht und allen Grund, gute Behandlung zu verlangen.