Restimulation

Der Verstand ist ein sich selbst schützender Mechanismus. Das trifft auch auf die Dianetik zu. Eine funktionierende Wissenschaft vom Denken würde den Wirkungsprinzipien des Verstandes so nahekom­men, dass sie mit den Gesetzen und Spielregeln des Verstandes selbst über­einstimmt; so ist es mit der Dianetik: Der Verstand wird anhand seiner Reaktionen auf die Therapie diagnostiziert (analysiert), und die The­rapie wird anhand der Beobachtung seiner Reaktionen auf sie ver­bessert. Das ist ein sehr wertvolles Arbeitsprinzip, da es viele beob­achtete Phänomene erklärt und den grössten Teil der übrigen Phäno­mene immerhin voraussagt. Eines dieser Merkmale, in denen die Dianetik mit dem Verstand übereinstimmt, ist der Selbstschutz.

Es ist fast unmöglich, den Verstand zu verletzen; er ist ein äusserst zäher Mechanismus. Natürlich ist es verhängnisvoll, wenn man ihm mit Messer oder Säge zusetzt, ihn mit Drogen oder Bakterien vergif­tet oder seine natürliche Panzerung durch Hypnose beiseite räumt.

Pfuscherei ist so gut wie unmöglich, wenn die Dianetik mit ihren Prinzipien wirklich angewandt wird. Entweder praktiziert man ausschliesslich die Dianetik und erzielt Ergebnisse, oder man praktiziert sich in Grund und Boden. Das ist eine unumgängliche, wissenschaftliche Tatsache. Die Dianetik ist eine Wissenschaft, die sich selbst schützt, erfordert Ausübung durch Clears oder zumindest durch gute Releases. Ein Clear befolgt die wesentlichen Punkte des Auditorenkodex ohnehin bereits strengstens bei allem, was er tut. Sein ethisches Niveau ist ausserordentlich hoch. Jeder, der eine dianetische Praxis aufmacht, wird daher – unabhängig von seiner ur­sprünglichen Absicht – feststellen, dass es ihn selbst auf das Ziel der Klärung hindrängt.

Dafür gibt es einen ausgezeichneten Grund: die Restimulierung des Auditors. Wir verstehen jetzt, wodurch ein Engramm restimu­liert wird. Wenn es restimuliert wird, zwingt es dem Organismus den Schmerz oder die Handlung des Engramminhalts auf. Wird in der Umgebung etwas wahrgenommen, das einer Aufzeichnung im En­gramm ähnlich ist (Geräusch, Seheindruck oder Organempfindung), dann wird das Engramm mehr oder weniger stark zur Wirkung ge­bracht. Das trifft auch auf einen Auditor zu, der selbst nicht geklärt ist oder sich nicht in Therapie befindet und der daran arbeitet, eine Person zu klären – er wird restimuliert. Schliesslich hört er ununter­brochen von engrammatischem Material des Patienten. Dieses engrammatische Material ist genau der Stoff, aus dem Geisteskrank­heit entsteht. Jeder hat Engramme, und früher oder später wird ein Patient ein Engramm durchlaufen, das einem Engramm des Audi­tors ähnelt. Das ist für den Auditor sehr unbehaglich, ausser er befin­det sich selbst auch in Therapie, durch die er von diesem Unbehagen befreit werden kann. Solange man lediglich mit späten Locks arbei­tet, tritt das nicht so häufig ein. Deswegen konnten die früheren Therapeuten und Praktiker geistiger Heilung einem Grossteil der Folgen ihrer eigenen Aberrationen entkommen. Wenn man jedoch solche Aberrationen an den Wurzeln fasst und handhabt, kann die ständige intensive Einwirkung von Restimulatoren einen ernsten Zustand herbeiführen. Das ist der Mechanismus, der das Personal in Irrenanstalten selbst zum Opfer von Psychosen werden lässt, obwohl man entsprechende Engramme schon vorher gehabt haben muss, sonst könnten sie nicht restimuliert werden.

Der Auditor kann einen oder zwei Fälle vielleicht ohne irgend­welche ernste Rückwirkungen bearbeiten. Und welche Folgen für ihn auch immer eintreten, sie können durch die Dianetik beseitigt werden. Um seines eigenen Wohlbefindens willen sollte er jedoch so bald wie möglich selbst zum Clear oder Release gemacht werden. Als Release kann er ohne allzu grosse Schwierigkeiten arbeiten. Das er­möglicht eine Abmachung wechselseitiger Arbeit: Sein Preclear ist auch sein Auditor, und sie behandeln sich abwechselnd. So kann die Situation entstehen, dass zwei Preclears auch Auditoren sind. Das Wechseln von der Couch zum Auditorenstuhl und wieder zurück funktioniert gewöhnlich sehr gut.

Zwei Personen können jedoch, nachdem sie angefangen haben, miteinander zu arbeiten, entdecken, dass sie sich gegenseitig resti­mulieren; das bedeutet, dass jeder eine Pseudoperson in den En­grammen des anderen ist, oder einfach nur, dass der eine den anderen (durch seine Stimme oder aufgrund bestimmter Geschehnisse) resti­muliert. Das sollte für die Therapie kein Hindernis sein. Selbst ausserordentlich restimulierende Umstände wurden überwunden, und die Therapie ging voran. Eine häufige Ausweichtechnik besteht darin, dass der Preclear behauptet, der Auditor restimuliere ihn; doch das ist nicht wichtig genug, um die Therapie abzubrechen. Es ist jedoch möglich, dass zwei Personen eine dritte einbeziehen, und da­durch, dass einer jeweils den nächsten klärt, die Spannung bedeutend abgebaut wird. Die Dreier-Gruppe, bei der keiner den auditiert, von dem er auditiert wird, ist sehr erfolgreich.

Ein Mann und seine Frau, die sich lange und häufig gestritten haben, könnten gegenseitiges Klären zu restimulierend finden. Wenn andere Möglichkeiten sich nicht finden, lässt es sich aber doch bewerkstelligen – es ist schon oft geschehen; läuft die Therapie je­doch nicht gut, dann sollten beide einen anderen Therapie-Partner finden. Mütter, die ihre Kinder abzutreiben versuchten oder sie auf sonstige Weise übel behandelt haben, können mit ihnen die Therapie erfolgreich durchführen. Jedoch muss sich der Auditor einem jeden solchen Fall restimulierender Umstände ausserordentlich streng nach dem Auditorenkodex richten; gegenteiliges Verhalten kann in die Therapie viel überflüssige Spannung bringen. Eine solche Mutter sollte lieber selbst zumindest ein Release sein, bevor sie ihre Kinder zu klären versucht – und sie sollte das nicht versuchen, bevor sie nicht mindestens acht Jahre alt sind.

Das Thema der Auditor-Restimulierung, bei der der Auditor den Preclear oder der Preclear den Auditor restimuliert, hat nichts damit zu tun, dass Engramme des Preclears durch die Standardtech­nik in jedem Fall künstlich restimuliert werden. Ein Engramm kann restimuliert werden, indem es mehrmals kontaktiert wird, so dass es sich dann heben lässt. Falls der Auditor ein Pseudofeind ist, also jemandem ähnelt, der dem Patienten geschadet hat, ist das Problem der Auditor-Restimulierung besonders ausgeprägt. Hierauf ist hefti­ge Feindseligkeit eines Patienten gegenüber einem Auditor gewöhn­lich zurückzuführen. Manchmal haben Preclears einen derartigen Hass auf Männer, dass nur Frauen mit ihnen arbeiten können, oder einen solchen Hass auf Frauen, dass nur Männer mit ihnen arbeiten können. Aber selbst bei starker Abneigung kann mangels eines an­deren Auditors oder einer Person, die rasch dazu ausgebildet werden kann, die Therapie fortgesetzt und ein Erfolg erzielt werden.