Das Nervensystem, einschliesslich Gehirn, kann geschädigt werden, was strukturelle Veränderungen zur Folge haben kann. In der Dianetik bezeichnen wir dies als organisch bedingte geistige Veränderungen. Sie werden nicht »organische Neurosen« oder »organische Psychosen« genannt, weil die Veränderung der Struktur nicht unbedingt Aberrationen hervorruft. In der Vergangenheit wurde der Unterschied zwischen Verhalten, das durch organische Unterschiede, und Verhalten, das durch Engramme erzeugt wird, nicht gesehen; diese Verwirrung entstand, weil die Engrammbank und der reaktive Verstand nicht bekannt waren.
Jeder Mensch mit einer organisch bedingten geistigen Veränderung hat auch Engramme. Aus Engrammen diktiertes Verhalten und durch organische Veränderungen hervorgerufene Handlungen sind zwei verschiedene Dinge. Engramme bringen Dramatisationen, Wahnvorstellungen, Wutausbrüche und die unterschiedlichsten Arten von Unvermögen mit sich, organische Veränderungen die Unfähigkeit zu denken, wahrzunehmen, aufzuzeichnen oder zurückzurufen. Einem Radioapparat kann man z.B. neue Filter und Schaltkreise einbauen, die seine Funktionen abändern und seine Leistung beeinträchtigen; das wären Engramme. Es können Röhren oder Schaltkreise entfernt oder einige Drähte falsch angeschlossen worden sein; das wäre organisch bedingte geistige Veränderung.
Die Ursachen organisch bedingter geistiger Veränderungen sind folgende:
1. Abwandlung des genetischen Bauplanes aufgrund einer Veränderung im Genmuster. Einige Teile des Körpers wachsen zu stark oder zu wenig, was zu Strukturveränderung führt. Diese Veränderung ist gewöhnlich so gross, dass sie auffällt. Schwachsinnige usw. leiden an Engrammen oder an einem veränderten Bauplan – gewöhnlich leiden sie jedoch an beidem.
2. Veränderung des Nervensystems durch Krankheiten oder Wucherungen. Diese können in zwei Klassen unterteilt werden:
a) Zerstörung durch Krankheit, z.B. bei progressiver Paralyse;
b) Zusätzlicher Aufbau von Gewebe, wie im Fall von Tumoren.
3. Veränderungen des Nervensystems durch Drogen oder Gifte.
4. Veränderungen durch körperliche Störung, wie beim Schlaganfall, wobei bestimmte Gewebe in ihrer Funktion beeinträchtigt oder zerstört werden.
5. Körperliche Strukturveränderungen aufgrund von Verletzungen, wie im Fall einer Kopfwunde.
6. Strukturveränderung durch chirurgische Eingriffe, die nötig wurden, um eine Verletzung oder Krankheit zu beheben.
7. Iatrogene (durch Ärzte verursachte) Veränderungen, die aufgrund missverstandener Gehirnfunktionen vorgenommen wurden. Diese können in zwei Klassen unterteilt werden:
a) Chirurgische Eingriffe, z.B. transorbitale Lobotomie, frontopolare Leukotomie, Topektomie (operative Entfernung von Teilen der Hirnrinde) usw.
b) Schock-»Therapien« aller Art wie Elektroschock, Insulinschock usw. usw. usw.
Die ersten sechs Ursachen organisch bedingter geistiger Veränderung sind weitaus seltener, als bisher angenommen wurde. Der Körper ist ein äusserst robuster Mechanismus, und seine Wiederherstellungsfähigkeiten sind enorm. Wenn eine Person überhaupt in der Lage ist, zu sprechen und Anweisungen zu befolgen, ist es vorstellbar, dass dianetische Techniken angewendet werden können, um die Engramme in der Engrammbank zu reduzieren und so eine bedeutende Verbesserung des Zustandes und der geistigen Fähigkeit der Person zu erzielen. Wenn diese verschiedenen Ursachen so ernst sind, dass sie jede Anwendung von Therapie verhindern, und wenn feststeht, dass Therapie mit Sicherheit nicht anspricht und dass es ganz und gar unmöglich ist, die Engrammbank mit Hilfe von Standardtechnik, Hypnose oder Drogen zu erreichen, dann kann solchen Fällen dianetisch nicht geholfen werden.
Gruppe 7 bietet ein anderes Problem. Hier ist gezielt herumexperimentiert worden, und es ist schlechthin unmöglich, ohne monatelanges Studium der Versuchspersonen eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Operationen welcher Art ausgeführt und wie viele seltsame und groteske Schocks erteilt wurden.
Alle iatrogenen Veränderungen des Nervensystems kann man unter der Überschrift »verminderte Fähigkeit«, mit anderen Worten »Unfähigkeit« einordnen. Bei jedem dieser Fälle wurde etwas unternommen, das die Fähigkeit der Person, wahrzunehmen, aufzuzeichnen, zurückzurufen oder zu denken, reduzierte. Jede dieser Unfähigkeiten macht den Fall für die Dianetik kompliziert, schliesst jedoch nicht unbedingt die erfolgreiche Anwendung der Dianetik aus.
Infolge Schockbehandlung (z.B. nach Elektroschock) ist eventuell Gewebe zerstört, die Gedächtnisbanken können irgendwie durcheinandergebracht sein, der Time-Track mag verschoben oder abgeändert sein. Es kann auch noch andere Veränderungen geben.
Bei allen derartigen iatrogenen Veränderungen müssen die Resultate, die durch die Dianetik erreichbar sind, als unsicher angesehen werden.Aber in all diesen Fällen – besonders solchen, die Elektroschocks erhalten haben – sollte die Dianetik in jeder nur möglichen Art und Weise benutzt werden, um den Zustand des Patienten zu bessern.
Alle Schocks und Operationen sollten als das aufgegriffen werden, was sie sind – als Engramme.
Kein Mensch, der Routineaufgaben erledigen oder dessen Aufmerksamkeit erregt und festgehalten werden kann, sollte verzweifelt oder als hoffnungslos betrachtet werden.
Eine solcher Behandlung unterzogene Person kann optimale geistige Leistungsfähigkeit vielleicht nicht mehr erreichen, mag aber immerhin eine Stufe der Rationalität erreichen können, die über dem derzeitigen Durchschnittsniveau liegt. Man muss es einfach versuchen. Trotz allem, was geschehen ist oder was getan wurde, ist bei den allermeisten Patienten die Aussicht auf eine ausgezeichnete Wiederherstellung vorhanden.