Ein Problem bei gegenseitiger Therapie

R. und seine Frau C. klärten sich gegenseitig innerhalb von acht Monaten mit Dianetik. Sie arbeiteten an vier Abenden in der Woche je vier Stunden lang, wobei jeder den anderen zwei Stunden lang auditierte. Die Sache war dadurch erschwert, dass R. sehr begie­rig darauf war, geklärt zu werden, während seine Frau eine ziemlich apathische Einstellung zu dieser Arbeit hatte; nur mit viel Überre­dung hatte R. schliesslich erreicht, dass sie mit der Arbeit beginnen konnten.

Er war ein Mann mit starker Dynamik und viel eingekapselter Emotion; sie dagegen war bis zu dem Grad apathisch, dass ihr die eigenen Schwierigkeiten völlig gleichgültig waren (Schwarzer-Panther-Mechanis­mus). Er litt unter einem chronischen Magenge­schwür und Berufsangst; sie war gegen alles Mögliche allergisch und war dauernd schlampig in den häuslichen Angelegenheiten. Sie re­stimulierten sich gegenseitig nicht besonders, hatten jedoch Proble­me mit einer »stillschweigenden Übereinkunft«, indem sie die The­menkreise, die sie in ihrem gemeinsamen Leben am meisten bestürzt hatten, nicht anrührten; dazu gehörten eine Fehlgeburt, ein vernich­tender Brand ihres Hauses vor vielen Jahren und andere Schocker­fahrungen. Ein weiteres Problem war R.’s Heftigkeit sowie seine Introversion, die bewirkte, dass er sich um die Therapie seiner Frau nicht sonderlich bemühte. Andererseits kam die Apathie seiner Frau seinem Verlangen, mehr Zeit für seine Therapie aufzuwenden als für ihre, entgegen, bewirkte aber auch, dass sie weniger Interesse hatte, ein guter Auditor zu werden.

Eine weitere Komplikation trat dadurch ein, dass C. den Audito­renkodex weder verstand noch anzuwenden wusste und verschiedent­lich ärgerlich und ungeduldig geworden war, als R. sich in Reverie befand und auf dem Time-Track zurückgekehrt war; eine Haltung, die R. in eine Wutvalenz hineinzuzwingen neigte.

Auf diesem unsicheren Weg war die Therapie fortgesetzt wor­den. R. wurde dann über das Wesen der »stillschweigenden Über­einkunft« unterrichtet. Ihm wurde geraten, einige ihrer gemeinsa­men schmerzlichen Emotionen zu befreien. Daraufhin nahm er sich das Engramm mit dem brennenden Haus vor und konnte plötzlich einige frühe Mitgefühlsengramme seiner Frau auditieren, die bis dahin nicht zugänglich gewesen waren. Es wurde entdeckt, dass ihre Allergien von einer Mitgefühlsberechnung über ihren Vater stamm­ten und dass R. der Pseudovater war. Das führte zu einer bemerkenswerten Verbesserung in C’s Fall. Ihre Allergien liessen nach. Ein chronisches Herzstechen, das sie schon so lange gehabt hatte, dass sie es nicht mehr beachtete, verschwand ebenfalls. Sie wollte jetzt eine gute Auditorin werden und studierte das Gebiet. Als R. mehr als die ihm zustehende Auditierzeit verlangte, wurde sie auf ihn etwas är­gerlich. (Dieser Anstieg des Interesses zeigt sich bei jedem Apathie-Fall, der seine Engramme zunächst vernachlässigt hat.)

R. war indes durch ihre zeitweilige Ärgerlichkeit sehr behin­dert und kontrollierte sich jetzt in der Therapie fast ausschliesslich selbst – er bestimmte, was von ihm durchlaufen werden sollte und was nicht. Die Selbstkontrolle ist natürlich nutzlos, denn wenn je­mand von seinen Aberrationen und den Daten in seinen Engrammen wüsste, wären es keine Engramme. Es folgte daher eine Phase, in der er sich weigerte, Emotionen irgendwelcher Art zu zeigen, da sie sich darüber lustig gemacht hatte. Er wollte ihren Anweisungen nicht folgen und gehorchte, um es kurz zu sagen, den Engrammen, die sie ihm verpasst hatte, als sie in vergangenen Sitzungen ärgerlich auf ihn war. C. bekam den Rat, die Augenblicke des Ärgers, den sie als Auditorin während der Therapie gezeigt hatte, bei ihm aufzugreifen. Als diese reduziert waren, kam R. wieder voran und war zur Zusam­menarbeit bereit.

Sein Magengeschwür stammte von einem Abtreibungsversuch. Sein Vater, der ein ausserordentlich aberrierter Mensch gewesen war, hatte den Fötus im Alter von sieben Monaten abtreiben wollen. Die Mutter gab zu bedenken, das Baby könne trotzdem lebend zur Welt kommen. Der Vater sagte, wenn es bei der Geburt lebte, würde er es sofort umbringen. Er sagte ausserdem, die Mutter müsse stillhalten, während er an ihr herumdokterte. Bei einer anderen Gelegenheit hatte der Vater gedroht, er würde die Mutter so lange in die Besen­kammer einschliessen, bis sie sich zur Abtreibung bereiterklärte. (Sehr erschwerend kam noch hinzu, dass die Mutter die Schwanger­schaft verschwiegen und drei Monate lang vorgetäuscht hatte, nicht schwanger zu sein. Dadurch erhielt der Ehemann den Eindruck, der sieben Monate alte Fötus sei nur vier Monate alt. So gab es bei diesem Fall viel Heimlichkeit, Verwirrung und widersprüchliche Da­ten.) R. hatte folglich einen schweren Holder im vorgeburtlichen Be­reich; er wurde durch das Engramm festgehalten, bei dem auch sein Magen durchbohrt worden war. Dies war das Schlüsselengramm, d.h. andere Engramme hatten sich aufgrund des Mechanismus ähnlicher Somatiken und Inhalte um es herum gruppiert und es unterdrückt. Das war der Geschehnisknäuel, dem C. ahnungslos gegenüberstand; durch ihren Ärger hatte sie das Ganze noch mehr verwirrt. R. war nun bereit zur Zusammenarbeit, jedoch hatte sich sein Time-Track um das Holder-Engramm – das Schlüsselengramm – zu einem Knäu­el zusammengewunden. Zwei weitere Geschehnisse, die das Ziehen von Weisheitszähnen unter Lachgasbetäubung beinhalteten, unter­drückten die vorgeburtlichen Engramme ebenfalls.

C. versuchte eine Zeitlang, an die späten Engramme der Zahn­behandlung heranzukommen, die viel Konversation zwischen dem Zahnarzt, seinen Assistenten und R’s Mutter enthielten. Diese hatte ihn zum Nachteil für seine geistige Gesundheit in die Zahnarztpraxis begleitet.

R. fühlte sich wegen der ununterbrochenen Restimulierung von Engrammen, die noch nicht erreicht werden konnten, sehr unbehag­lich – aber immerhin nicht schlechter als oft in der Vergangenheit. Sein Unbehagen wäre ihm erspart geblieben, wenn C. den Audito­renkodex verstanden und befolgt hätte. Seine Therapie machte meh­rere Wochen lang keinen Fortschritt.

C’s Therapie ging voran. Mit ihr zu arbeiten war für R. ausseror­dentlich restimulierend und steigerte sein Unbehagen. Je mehr er aber mit ihr arbeitete, umso besser auditierte sie und umso intelli­genter wurde sie (ihr IQ war mit fünf Wochen Therapie um etwa fünfzig Punkte gestiegen). C. wollte wissen, wie sie mit den Sackgas­sen in seinem Fall fertig werden könnte. Ihr wurde klar gemacht, dass sie nun »stillschweigende Übereinkunft« praktizierte, denn lan­ge Zeit vor der Therapie hatte sie sich viele Male unnötigerweise rücksichtslos gegen R. verhalten: Sie erkannte jetzt, was sie ihm angetan hatte, und doch konnte sie der Tatsache nicht ins Auge sehen, dass sie selbst zu seinem Unglück so viel beigetragen hatte. Sie hatte sehr oft zornige Worte benutzt, die ihn, wie sie sehr wohl wusste, auf »Knopfdruck« veranlassten, etwas Bestimmtes zu tun oder sich von einem Streit zurückzuziehen; diese Worte waren schon lange, bevor die Therapie begann, für ihn restimulierend gewesen.

C. drang daraufhin in Engramme mit schmerzlicher Emotion aus R’s späterem Leben ein, und indem sie abwechselnd frühe En­gramme mit körperlichem Schmerz bearbeitete, die sagten, dass er »nichts fühlen könne«, und späte Engramme, die von starker Emo­tion begleitet waren, die er aber nicht zeigen konnte, begann sie die Emotionen des Falles freizusetzen. R’s Zustand verbesserte sich zuse­hends. Spätere schmerzliche Emotion wurde befreit, und frühe vorge­burtliche Engramme tauchten auf und wurden reduziert, woraufhin sich mehr späte Emotion zeigte und reduziert werden konnte.

Plötzlich wurde entdeckt, dass der Grund, weshalb R. so leicht von C. aus der Fassung gebracht werden konnte, in einer Kranken­schwester lag, die ihn gepflegt hatte, als man ihm mit fünf Jahren die Mandeln herausgenommen hatte. C. ähnelte der Krankenschwe­ster in einigen ihrer Verhaltensweisen. Das war ein Mitgefühlsengramm. Nachdem es befreit war, begann sich der Time-Track zu ent­wirren, und die Abtreibungsengramme konnten leichter kontaktiert werden.

Es zeigte sich, dass R. die meiste Zeit seines Lebens eindeutig von seinem Time-Track herunter gewesen war. Seine Erinnerung war abgesperrt gewesen und sein Rückruf schlecht. Es wurde gefun­den, dass der Grund dafür in dem verborgenen Schlüsselengramm lag, dem Abtreibungsversuch, bei dem sein Vater geschworen hatte, ihn zu töten, wenn er herauskäme, und noch hinzugefügt hatte, dass das Kind sowieso nichts sehen, fühlen oder hören könne – engrammatisches Material, das sich darin zeigte, dass R. sich auf dem Time-Track nicht bewegen konnte.

Kaum war der Schlüssel gefunden – zweihundertachtzig Thera­piestunden waren inzwischen verstrichen –, kam R. auf seinen Time-Track zurück; er konnte sich auf ihm bewegen, und seine Engramme konnten ordnungsgemäss gelöscht werden. C. war, etwa zwei Monate bevor R. das letzte Engramm erreich­te, zum Clear geworden. Ihre Allergien verschwanden jedoch schon lange vorher; ebenso verschwanden R’s Magengeschwüre und einige andere psychosomatische Beschwerden lange vor dem Abschluss sei­ner Klärung.