Drogen

Die sogenannten Hypnotika spielen in der Dianetik kaum eine Rolle. Eine Ausnahme wird gelegentlich im Fall eines psychotischen Patienten gemacht, wenn Narkosynthese angewandt wird. Als Hyp­notika gelten Präparate wie z. B. Phenobarbital, Scopolamin, Opium. Diese einschläfernden Drogen sind unerwünscht, sofern sie nicht le­diglich als Beruhigungsmittel angewandt und als solche von einem Arzt verordnet werden. Ein Patient, der Beruhigungsmittel wirklich braucht, hat bereits einen Arzt, in dessen Sparte dies fällt. Der Audi­tor sollte sich daher auf keinerlei hypnotische Drogen oder einschlä­fernde Mittel einlassen. Manche Preclears werden darum bitten, Schlafmittel nehmen zu dürfen, »um die Therapie zu erleichtern«, aber jede derartige Droge ist ein Betäubungsmittel und sperrt Somatiken ab, was die Therapie behindert. Ausserdem sollte mit Ausnah­me von Geisteskranken niemand in Amnesietrance und ganz beson­ders nicht in einer durch Drogen herbeigeführten Trance behandelt werden, denn die Arbeit dauert dann länger als nötig, und der Erfolg der Therapie ist behindert, wie an anderer Stelle bereits erklärt wur­de. Die Dianetik weckt Leute auf; sie versucht nicht, sie zu betäuben oder einzuschläfern. Daher sind hypnotische Drogen für den Auditor wertlos.

Patienten, die mit Bleirohren über den Kopf geschlagen oder anderweitig in Tieftrance versetzt zu werden wünschen, sollte man nicht den Willen lassen, auch wenn sie spasseshalber ihre eigenen Bleirohre anbieten.

Der Kunstgriff besteht darin, das »Ich« mit dem Archivar in Kontakt zu bringen. Alle einschläfernden oder betäubenden Drogen aber schalten das »Ich« ab. Obschon bei Einsatz von Drogen der Archivar erreicht werden kann, Geräusch- und Sehrückruf zur Ver­fügung stehen und die Klärung, wenn auch mit viel Mühe, sogar möglich sein wird, ist es selbst beim »hoffnungslosesten« Fall besser, den Kontakt zwischen »Ich« und Archivar aufrechtzuerhalten. Die Arbeit geht schneller voran, ist befriedigender und weniger be­schwerlich.

Wenn man die Wissenschaft des Verstandes entwickelt, findet man unweigerlich eine Menge anderer Dinge, die eigentlich nicht dazuge­hören. Hierunter fällt auch die Verwirrung, die über hypnotische Drogen bestand. Die oben angeführten »Hypnotika« sind überhaupt keine Hypnotika, sondern Betäubungsmittel (Anästhetika). Und die Mittel, die als »Betäubungsmittel« bezeichnet werden, sind keine solchen, sondern Hypnotika. Das wird dem Auditor sehr einleuchten, wenn er bei einem Preclear mit seinem ersten, zum Zweck der Anäs­thesierung erhaltenen Lachgas-Engramm zu kämpfen hat. Viel­leicht liegt ein anderes Engramm vor, in welchem dem Patienten tage-, ja wochenlang Morphium verabreicht wurde, was den Patien­ten in eine Benommenheit versetzte, die nach der Definition von »Hypnotikum« (einschläferndes Mittel) eine Trance hätte sein sollen; statt dessen wird das aberrierende Material zwar vorhanden sein, sich aber im Vergleich zu einem Chloroform- oder Lachgas-Engramm als geringfügig erweisen.

Die »Betäubungsmittel« Äther, Chloroform und Lachgas verset­zen den Patienten in eine tiefe hypnotische Trance; die reaktive Bank steht weit offen, und jeder Eindruck ist scharf, klar und extrem aberrierend. Von den drei genannten erweist sich Lachgas eindeutig als das schlimmste, da es keineswegs ein Betäubungsmittel ist, das Schmerzen dämpfen würde, sondern ein erstklassiges Hypnotikum. Bei Anwendung von Lachgas werden Schmerz und Inhalt mit brillantester Genauigkeit gespeichert. Vor einigen Jahren fragte sich ein Forscher, ob Lachgas nicht das Gehirn schädige. Glücklicherweise sind Gehirne nicht so leicht zu schädigen; Lachgas erzeugt aber be­sonders ernste Engramme. Die ernsten Engramme des späteren Le­bens, auf die der Auditor stossen wird, können an erster Stelle der Liste das Lachgas-Engramm einer Zahnbehandlung, einer Operation oder einer Geburtshilfe umfassen. Lachgas-Engramme sind beson­ders schlimm im Zusammenhang mit Zahnziehen. Sie sind oft das ernsteste Engramm des späteren Lebens. Abgesehen davon, dass alle Zahnärzte in der Vergangenheit zuviel gesprochen haben und in Be­handlungsräumen arbeiten, die infolge Strassenlärms, laufenden Wassers und unnötiger Apparaturgeräusche viel zu laut sind, wirkt Lachgas keineswegs betäubend, sondern verschärft den Schmerz eher, als dass es ihn dämpft.

Stattdessen ist Lachgas ein ausgezeichnetes Hypnotikum für die Anstaltstherapie. Es ist bei weitem nicht das bestmögliche Er­zeugnis der Chemie, und irgendein guter Chemiker wird sicher in der Lage sein, ein gutes gasförmiges Hypnotikum zu entwickeln, jetzt, da es die Dianetik gibt und da erkannt wird, wie dringend sie in Anstalten gebraucht wird.

Es gibt indes einige Drogen, die die Reverie unterstützen. Die üblichste und am leichtesten erhältliche ist starker schwarzer Kaf­fee. Ein oder zwei Tassen muntern den Analysator gelegentlich genü­gend auf, dass er tiefere Schichten der »Bewusstlosigkeit« durchdrin­gen kann. Benzedrin und andere im Handel erhältliche Stimulanzien (Anregungsmittel) sind, besonders bei psychotischen Patienten, mit einigem Erfolg verwendet worden. Sie machen den Verstand wach ge­nug, um ihn engrammatische Befehle überwinden zu lassen. Derarti­ge handelsübliche Stimulanzien haben den Nachteil, im Verstand eine gewisse Q-Quantität aufzuzehren.

Diese Q-Quantität ist nicht eingehend studiert worden. Es ist so, als ob das Gehirn eine bestimmte Menge Q verbrennt, wenn es Engramme entlädt. Zum Beispiel mögen tägliche Therapiesitzungen schneller Erfolge bringen, aber es wird auch ein paar unbefriedigen­de Sitzungen geben. Therapie jeden zweiten oder dritten Tag gewähr­leistet nach unseren Beobachtungen die besten Ergebnisse. (Sitzun­gen nur einmal wöchentlich lassen die Engramme absinken und ver­zögern die Therapie, da eine Woche eine zu lange Unterbrechung ist.) Benzedrin verbrennt Q. Nach einigen Sitzungen mit Benzedrin ist der vorhandene Vorrat an Q erschöpft, und die Arbeit wird immer mühsamer, bis entweder eine höhere Dosis verabreicht werden muss – und dem sind strikte Grenzen gesetzt – oder mehr Q erzeugt wor­den ist.

An dieser Stelle muss auf eine bedeutende, ja wesentliche Tatsa­che hingewiesen werden. Sie sollte in Grossbuchstaben auf einer eige­nen Seite stehen. Alle Patienten in Therapie sollten täglich (oral oder injiziert) eine Dosis Vitamin B1 von mindestens 10 Milligramm erhalten. Das Reduzieren von Engrammen erschöpft Q, das in gewis­sem Masse von B1 abzuhängen scheint. Ein Patient, der kein B1 nimmt, bekommt mit Sicherheit Alpträume. Wenn er reichliche Do­sen B1 nimmt, wird er keine Alpträume haben. Delirium tremens (DT) wird vermutlich in ähnlicher Weise, durch Verbrennen der Q-Quantität, verursacht. DT behandelt man am besten durch B1 und Dianetik. Etwas Ähnliches wie DT, wenn auch nur sehr geringen Grades, ist gelegentlich bei Patienten beobachtet worden, die ver­säumt hatten, ihr B1 zu nehmen. Mit diesem Vitamin geht es jeder­mann während der Therapie gut.

Alkohol ist für den Auditor selten eine Hilfe. Grundsätzlich ist Alkohol überhaupt selten eine Hilfe. Als dämpfendes Mittel, das man bestenfalls als Gift bezeichnen kann, hat Alkohol nur den einseitigen Vorzug, hohe Steuern einzubringen. Alle Alkoholiker sind wegen ih­rer Engramme Alkoholiker. Alle Alkoholiker können entlastet wer­den, ausser ihr Gehirn hätte schon Schaden genommen – eine Mög­lichkeit, die hier nur angeführt wird, weil es denkbar ist und nicht, weil die dianetische Forschung echte Beweise dafür erbracht hätte. Alkoholismus ist engrammatisch. Es ist verständlich, dass Alkohol eine Art ansteckende Aberration wurde: Der reaktive Verstand verwech­selt Alkohol und »ein netter Kumpel sein«, »Spass haben« oder »seine Sorgen vergessen« miteinander. Einiges hiervon könnte man auch mit Strychnin und Zyankali erreichen. Alkohol hat seinen Nutzen: man kann Exemplare von Fröschen und dergleichen darin aufbewah­ren; man kann Nadeln damit keimfrei machen; er brennt gut in Raketen. Man würde aber kaum seinen Magen in einem Glasbehäl­ter aufbewahren wollen oder sich als Nadel betrachten, ausser man wäre geisteskrank. Obgleich manche Betrunkene glauben, sie seien Raketen, sind wenige beobachtet worden, die anderswohin als zum Fussboden flogen. Alkohol ist nicht nur ein schlechtes Anregungs- ­und Beruhigungsmittel, sondern auch ein Hypnotikum im reinsten Sinne: was einem Betrunkenen getan wird, wird zu einem En­gramm. Der chronische Alkoholiker ist körperlich und seelisch krank. Die Dianetik kann ihn ohne allzu grosse Schwierigkeiten klä­ren oder zumindest entlasten, denn die Sucht nach Alkohol ist offensichtlich nicht physiologischer Natur. Warum Regierungen ausge­rechnet ein überaus aberrierendes, aber nicht einmal gut stimulie­rendes Präparat legalisiert haben, wo ihnen doch eine ganze Reihe von chemischen Anregungs- und Beruhigungsmitteln zur Verfügung steht, ist ein Problem für bessere Mathematiker, vermutlich solche, die sich ausschliesslich mit Problemen der Steuereinnahmen beschäf­tigen. Opium ist weniger schädlich, Marihuana ist nicht nur körper­lich weniger schädlich, sondern auch besser, wenn es darum geht, einen Neurotiker produktiv zu halten; Phenobarbital stumpft die Sinne nicht annähernd so stark ab und hat weniger Nachwirkungen; Ammoniumchlorid und eine Menge anderer Anregungsmittel erzeu­gen bessere Resultate und sind für den Körper kaum schädlicher. Aber nein, in unerfreulicher Weiteransteckung seit dem ersten pri­mitiven Gebräu, das einen unserer Vorfahren betrunken machte, be­stehen die Engramme darauf, dass nur Alkohol hilft, wenn man »alles vergessen« und »ein paar schöne Stunden haben will«. Der Alkohol hängt in seiner Wirkung vor allem von Engrammen und sonstiger Reklame ab und leistet im Übrigen wenig. Dass er so gut für das Entstehen aberrierender Engramme sorgt, ist vermutlich die Grund­lage seines Ruhms bzw. seiner Schande. Dass die eine Droge als un­moralisch hingestellt und eine andere besteuert wird, ist ein Beispiel für das Alkoholengramm der Gesellschaft. Es ist jedoch zweifelhaft, ob der Auditor für Alkohol in der Therapie eine Verwendung finden wird, wie legal er auch immer sein mag.

Und da wir gerade von Drogen reden – dieser Ton von dreitau­send Hertz in Ihren Ohren kommt entweder von einem Lachgas-Engramm oder daher, dass Ihre Mutter vor Ihrer Geburt Unmengen Chinin nahm, in der Hoffnung, sie würde dann nicht Mutter werden, und dabei sagte: »Meine Ohren klingen so. Es geht einfach immer weiter und weiter und weiter und hört nicht auf.«