Die »Dämonen«

Für eine Weile wollen wir so wissenschaftliche Fragen, wie sie sich uns bei den Zellen stellten, beiseite lassen und einige weitere Aspekte des Problems des menschlichen Verstandes be­trachten.

Seit vielen Jahrtausenden haben Menschen versucht, die Problematik des menschlichen Verhaltens zu erforschen. Indische, ägyptische, griechische, römische und (in den vergangenen paar Jahrhunderten) unsere eigenen Philosophen und Forscher haben gegen eine Überfülle komplizierten Materials angekämpft.

Die Dianetik konnte nur entwickelt werden, indem das Problem philosophisch in seine Grundbestandteile aufgegliedert wurde und einige Dutzend Maßstäbe erfunden wurden, wie das Gesetz von der Einführung eines Willkürfaktors, das Gesetz der Affinität, die Dynamik (als Grund­antrieb), die Formel der optimalen Lösung, die Gesetze der Auswahl des Wesentlichen, die Wissenschaft des systematischen Aufbauens von Wissenschaften, Datenausschaltung durch Vergleich zwischen Autoritäten usw. All dies ist interessanter Stoff für einen philosophischen Wälzer. Hier jedoch haben wir es mit der Dianetik zu tun, die eine Wissenschaft ist. Es sollte allerdings erwähnt werden, daß einer der ersten Schritte nicht erfunden, sondern entliehen und modifiziert wurde: das »Erkennbare« und »Unerkenn­bare« von Herbert Spencer.

Absolutheit ist ein hervorragender Weg, sich festzufahren; ich glaube allerdings nicht, daß Spencer sein Erkennbares und Unerkennbares gar so absolut gemeint hat. Überlebe! als ein Prinzip bildet den Grenzpunkt zwischen den Dingen, die durch die Sinnesorgane erfahrbar sind (gemäß unseren alten Freunden Hume und Locke), und jenen, die nicht unbedingt durch die Sinnesorgane, aber möglicherweise doch erfahrbar sind, ohne jedoch notwendigerweise zur Lösung des Problems gebraucht zu werden.

Unter den Dingen, die man nicht unbedingt zu wissen brauchte (was die dianetische Version des Unerkennbaren ist), befanden sich die Bereiche der Mystik und der Metaphysik. In der Entwicklung der Dianetik sind viele Dinge einfach deshalb übergangen worden, weil sie auch niemand anderem eine Lösung erbracht hatten. Deswegen wurde auch die Mystik kurzerhand ausgeklammert, obwohl sich der Verfasser eingehenden Studien auf diesem Gebiet gewidmet hat, und zwar nicht anhand der wenig verstandenen Quellen aus zweiter Hand, die von einigen westlichen mystischen Vereinigungen ge­wöhnlich als maßgebende Texte verwendet werden, sondern in Asien selbst, wo ein Mystiker, der nicht fähig ist, seinen »Astralleib« Botengänge erledigen zu lassen, ein Mensch zweiter Klasse ist. Es stand zwar unzweifel­haft fest, daß es in diesem Puzzlespiel orangefarbene Teile mit gelben Punkten und violette mit roten Streifen gab, doch es wurde lediglich für notwendig befunden, diejenigen Teile herauszugreifen, die wirklich dazugehörten. Irgendwann einmal wird eine große Anzahl von Teilen – über Struktur und alles Übrige – gefunden werden, und das Rätsel der Telepathie, des Vorherwissens und vieler anderer Phänomene wird sich lösen lassen. Wir müssen verstehen, daß zum Bau eines philosophischen Universums eine Menge Teile gehören. Jedoch brauchte keines der mystischen Teilstücke herangezogen zu werden, um eine einheitlich anwendbare, Aberrationen be­seitigende Wissenschaft des Verstandes zu schaffen. In diesem Entwick­lungsstadium der Dianetik wird über Geister oder den indischen Seiltrick nicht mehr gesagt werden, als daß sie zu den bunten Teilen gehören. Wir wollen aber nur die weißen. Die meisten der weißen Teile haben wir. Das ergibt ein gutes, solides Weiß, wo es zuvor nur Schwärze gab.

Stellen Sie sich also die Bestürzung vor, als »Dämonen« entdeckt wurden. Sie werden sich erinnern, daß Sokrates einen Dämon hatte. Er sagte ihm nicht, was zu tun sei, sondern ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte oder nicht. Nun waren wir im endlichen Universum einem Weg gefolgt, der wegen unseres konsequenten Festhaltens an dem durch die Sinne Erfahrbaren sogar dem alten Hume gefallen hätte. Doch wer kreuzte auf? »Dämonen«!

Eine gründliche Untersuchung von vierzehn Personen enthüllte, daß offenbar jede von ihnen eine Art »Dämon« hatte. Es waren beliebig ausgewählte Personen aus unterschiedlichsten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Daher war der »Dämonen«-Aspekt äußerst beunruhigend. Indessen widerstanden wir – ungleich einigen mystischen Zirkeln oder Vereinigungen – der Versuchung, uns auf romantische, unerklärliche und verwirrende Bezeichnungen einzulassen. Es mußte eine Brücke über eine Schlucht hinweg gebaut werden, und Dämonen sind verdammt schlechte Trag­balken.

Draußen auf den pazifischen Inseln – auf Borneo und den Philippinen – hatte ich eine ganze Menge praktische Dämonologie beobachten können. Dämonologie ist eine faszinierende Angelegenheit. Ein Dämon fährt in einen Menschen und macht ihn krank. Oder er dringt in ihn ein und spricht an seiner Stelle. Oder die Person wird verrückt, weil sie einen Dämon in sich hat, und läuft mit dem schreienden Dämon umher. Das ist Dämonologie in einem engeren Sinne Der Schamane, der Medizinmann und Leute ihres Schlages betreiben einen ziemlich ausgiebigen Handel mit Dämonologie (es zahlt sich aus). Obwohl ich nicht übermäßig skeptisch bin, schien es mir doch immer, daß man Dämonen etwas einfacher erklären konnte, als nun gerade durch Ektoplasma oder ähnlich nebelhafte Phänomene.

Es war beunruhigend, »Dämonen« dann auch in zivilisierten Landsleuten wirken zu sehen. Sie waren aber da. Zumindest waren die äußeren Erscheinungen da, die die Schamanen und Medizinmänner den Dämonen zugeschrieben hatten. Es wurde festgestellt, daß sich diese »Dämonen« katalogisieren ließen. Es gab »befehlende Dämonen«, »kritisierende Dämonen«, gewöhnliche »Dämonen« der Art »Ich sag dir, was du sagen mußt« und »Dämonen«, die herumstanden und brüllten, oder »Dämonen«, die einfach Dinge absperrten und sie außer Sicht hielten. Die Aufzählung ist nicht erschöpfend, aber sie deckt im Großen und Ganzen das Feld der »Dämonologie« ab.

Ein paar Versuche mit Menschen unter Drogeneinfluß zeigten, daß es möglich war, solche »Dämonen« nach Belieben hervorzubringen. Es war sogar möglich, den gesamten analytischen Verstand als einen »Dämon« einzurichten. Irgendetwas war also an der Dämonologie verkehrt. Ohne ein angemessenes Ritual, einfach durch das gesprochene Wort, konnte man neue Dämonen in Leuten erzeugen. In der Dianetik gibt es also keine wirklichen Dämonen (das sei hier betont, falls irgendein Schwärmer umherlaufen und verbreiten sollte, eine neue Geisteswissenschaft glaube an Dämonen).

Ein dianetischer Dämon ist ein parasitärer Schaltkreis. Er agiert im Verstand, als ob er ein eigenständiges Wesen neben dem Selbst wäre. Und sein Ursprung liegt ganz und gar in Worten, die in Engrammen enthalten sind.

Wie dieser Dämon dort hingelangt, ist nicht schwer zu verstehen, wenn man einmal einen unter die Lupe genommen hat. Während das Baby bewußtlos ist, schreit der Vater die Mutter an, daß sie ihm in Gottes Namen zuhören muß, und keinem anderen. Dem Baby prägt sich ein Engramm ein. Dieses wird irgendwann im Lauf des Lebens eingekeyt und dann ist der Dämonenschaltkreis am Werk.

Ein Elektrotechniker kann in die Schaltung eines Radiogerätes nach Herzenslust Dämonen einbauen. Beim Menschen wäre das vergleichsweise so, als ob eine Leitung von den Standardbanken zum Analysator verliefe, bevor sie diesen jedoch erreicht, ein Sprecher mit einem Mikrophon dazwischenstände, dann erst würde sich die Leitung zur Bewußtseinsebene hin fortsetzen. Der zwischengeschaltete Bereich, samt Sprecher und Mikrophon, wäre an sich ein gewöhnlicher, funktionierender Abschnitt des Analysators, der jedoch vom Rest des Analysators abgeteilt ist. Das »Ich« auf der bewußten Ebene benötigt Daten. Diese sollten direkt von der Standardbank kommen, auf einer untergeordneten Ebene »berechnet« (zusammen­gestellt, miteinander in Beziehung gesetzt und vorsortiert) werden und einfach als Daten ankommen – nicht als gesprochene Daten, sondern einfach als Daten.

Nun ist aber ein Teil des Analysators abgespalten, Sprecher und Mikrophon sind eingebaut worden, und das Engramm mit den Worten »Du mußt mir in Gottes Namen zuhören« befindet sich in chronischer Restimulation. Was geschieht jetzt? Das »Ich« in den Aufmerk­samkeitseinheiten der höheren Ebene will Daten. Es beginnt mit einer untergeordneten Ebene von Aufmerksamkeitseinheiten die Standardbanken zu überfliegen. Die Daten erreichen es in gesprochener Form wie von einer Stimme im Inneren des Kopfes.

Ein Clear hat keine »geistigen Stimmen«! Das heißt er denkt nicht in Stimmen oder Worten, er denkt, ohne seine Gedanken zu artikulieren, und seine Gedanken haben keinen Stimmencharakter. Das wird für viele Menschen überraschend sein, denn der innere Dämon des »Hör mir zu« ist in unserer Gesellschaft ganz alltäglich, was bedeutet, daß dieses Engramm weit verbreitet ist. »Bleib da und hör mir zu« fixiert das En­gramm in der Gegenwart (und fixiert in gewissem Maße den Betreffenden in der Zeit des Engramms). Vom Moment des Key-ins an denkt der Betreffende »laut«. Das heißt, er kleidet seine Gedanken in Sprache. Das geht sehr langsam. Der Verstand (bei einem Clear) denkt sich Lösungen mit so großer Geschwin­digkeit aus, daß der Wortstrom des Bewußtseins dagegen in den Startlöchern zurückbleiben würde.

Es war sehr einfach, das zu beweisen. Beim Klären eines jeden Falles wurde ausnahmslos der eine oder andere dieser Dämonen entdeckt. Manche besaßen drei oder vier. Einige hatten zehn. Und andere hatten einen. Man kann durchaus davon ausgehen, daß bei fast jedem aberrierten Menschen ein Dämonenschaltkreis vorhanden ist.

Der Engrammtyp, der einen kritisierenden Dämon hervorruft, besagt: »Du kritisierst mich immer.« In Engrammen sind Dutzende solcher Äußerungen enthalten, von denen jede einzelne einen kritisierenden Dämon hervorbringen wird, genau wie jede Wortkombination, die auf eine Forderung hinaus­läuft, zuzuhören und sich Befehlen zu beugen, einen befehlenden Dämon hervorbringen wird.

All diese Dämonen sind parasitär. Das heißt, daß sie einen Teil des Analysators übernehmen und ihn abkapseln. Ein Dämon kann aber nur so gut denken, wie der Verstand des betreffenden Menschen denken kann. Es entsteht kein Zuwachs an Denkvermögen. Es wird nichts gewonnen. Es ist ein reines Verlustgeschäft.

Es ist möglich, den gesamten Computer (Analysator) als Dämo­nenschaltkreis einzurichten und das »Ich« auf einem winzigen, verlorenen Regal zurückzulassen. Das ist oberflächlich betrachtet ein ganz hübsches Kunststück. So wird es möglich gemacht, daß der ganze analytische Verstand ungestört Berechnungen durchführt und die Antwort an das »Ich« weiterleitet. In der Praxis ist das aber sehr schlimm, denn das »Ich« ist der Wille, die bestimmende Kraft des Organismus, das Bewußtsein. Und sehr bald wird das »Ich« von diesem Schaltkreis so abhängig, daß der Schaltkreis das »Ich« zu absorbieren beginnt. Ein solcher Schaltkreis müßte Schmerz enthalten und chronisch sein, um bestehen zu bleiben. Kurz, er müßte ein En­gramm sein. Daher müßte er die Geisteskraft verringern und würde den Betreffenden quälen, indem er ihn schließlich auf die eine oder andere Weise krank macht.

Von allen Engramm-Dämonenschaltkreisen, die gefunden und beseitigt wurden, erwiesen sich diejenigen als die gefährlichsten, die eine scheinbar allmächtige äußere Wesenseinheit zum Inhalt hatten, die ihrerseits alle Probleme lösen und für alle Bedürfnisse sorgen würde. Indem ein solches Engramm immer stärker einkeyt und ständig restimuliert wird, macht es aus dem »Ich« schließlich eine rückgratlose Marionette. Und da es regelmäßig noch andere Engramme gibt, entwickelt sich die gesamte Einschränkung schließlich zu einer schweren Form von Geisteskrankheit hin. Wenn Sie ein Beispiel wünschen, dann stellen Sie sich nur vor, was Sie einem hypnotisier­ten Menschen sagen müßten, um ihn glauben zu lassen, er befände sich in den Händen eines machtvollen Wesens, das ihm Befehle erteilt und stellen Sie sich dann vor, was passieren würde, wenn eben diese Aussage zu einem Zeitpunkt gemacht würde, wo jemand gerade durch einen Schlag oder Unfall bewußtlos geworden ist.

Es gibt eine weitere vollständige Kategorie von Dämonen, die Absperrdämonen, also solche, die Dinge aussperren. Eigentlich sind das keine richtigen »Dämonen«, denn sie reden nicht. Ein »echter« Dämon ist einer, der Gedanken Stimme verleiht, der das gesprochene Wort innerlich echot oder der wie eine echte, lebendige Stimme von außen alle möglichen komplizierten Ratschläge erteilt. (Menschen, die Stimmen hören, haben von außen her auf sie ein­sprechende Dämonen – Schaltkreise, die ihre Phantasie-Schaltkreise in Beschlag genommen haben.) Der Absperrdämon hat nichts, was er sagen könnte. Das, was er nicht zu sagen oder zu tun erlaubt, macht die geistige Störung aus.

Ein Absperrdämon kann speziell für ein einzelnes Wort oder eine einzelne Wortkombination existieren. Nehmen wir zum Beispiel ein Kind, das von seinem Fahrrad fällt und das Bewußtsein verliert; ihm prägt sich ein Engramm ein. Ein Polizist versucht, ihm zu helfen; es ist noch immer bewußtlos, rührt sich aber und murmelt, daß es sich nicht bewegen kann (ein altes Engramm ist am Werk). Der Beamte sagt freundlich: »Man soll niemals ›Kann nicht‹ sagen!« Einige Zeit später hat das Kind ein Erlebnis auf bewußter Ebene; es fällt wieder, ohne aber Schaden zu erleiden. (Wir erwähnen diesen zweiten notwendigen Schritt, das Lock, immer wieder, weil es von den Mystikern früherer Zeiten für den Verursacher all der Schwie­rigkeiten gehalten wurde – es ist »seelische Qual«.) Nun fällt es ihm schwer, »Kann nicht« zu sagen. Das ist auf jeden Fall gefährlich. Wie wäre es denn, wenn dem Kind der weitverbreitete Engrammsatz »Sag niemals nein!« anhaftete?

Absperrdämonen sperren Dinge vor dem »Ich« aus, verbergen sie. Ein Absperrdämon kann ohne weiteres auch viele Wörter verbergen. Ein Mensch mit einem Dämon dieser Art wird die betreffenden Wörter dann weglassen, sie verändern oder falsch schreiben und überhaupt Fehler mit ihnen machen. Dämonen sind nicht der einzige Grund, aus dem Wörter abgeändert werden, können aber speziell darauf ausgerichtet sein. Absperrdämonen können eine noch viel verheerendere Wirkung haben. Engrammatisch eingepflanzte Aus­sprüche wie »Sprich nicht!«, »Widersprich den Erwachsenen nicht!« oder »Du darfst hier nicht sprechen; wer hat gesagt, daß du sprechen darfst?« können, jeder für sich, einen Absperrdämon erzeugen, der aus einem Menschen einen Stotterer macht.

Nicht nur Sprache kann abgesperrt werden. Jede Fähigkeit des Verstandes kann durch einen Dämon, der auf die Behinderung spezifischer Fähigkeiten zugeschnitten ist, beeinträchtigt werden. »Du kannst nicht sehen!« wird den Sehrückruf absperren. »Du kannst nicht hören!« wird den Hörrückruf absperren. »Du kannst nicht fühlen!« sperrt Schmerz- und Tastrückruf ab. (Die Sprache ist ganz schön doppeldeutig.)

Für jede Wahrnehmungsart kann der Rückruf abgesperrt werden. Und immer, wenn der Rückruf einer Wahrnehmung abgesperrt ist, beeinflußt das die Wahrnehmung selbst und auch das Sinnesorgan. »Du kannst nicht sehen!« mag nicht nur die Fähigkeit des Rückrufs reduzieren, sondern auch das organische Sehvermögen der Augen selbst; Astigmatismus oder Kurzsichtigkeit kann die Folge sein.

Da die gesamte deutsche Sprache (jede beliebige Sprache) Einschlüssen in Engrammen ausgesetzt ist, kann man sich vorstellen, wie viele Fähigkeiten in Bezug auf geistige Aktivitäten behindert werden können. Außerordentlich häufig begegnet man der Absperrung: »Du kannst nicht denken!«

Bisher ist in unseren Erläuterungen und Beispielen das Wort »du« benutzt worden, um die Ähnlichkeit mit Hypnose- oder Drogenversuchen zu wahren. Destruktiver aber sind Sätze in der Ich-Form »Ich kann nichts fühlen«, »Ich kann nicht denken«, »Ich kann mich nicht erinnern«. Wenn diese und ihre Tausende und aber Tausende von Varianten in der Hörweite eines »bewußtlosen« Menschen gesprochen werden und das Engramm dieses Wortlautes einkeyt, dann nimmt der verhängnisvolle Mechanismus, wie beschrieben, seinen Lauf.

Die Du-Form (im Gegensatz zur Ich-Form) hat verschiedene Wirkungen. Zu einem wachen Menschen »Du taugst nichts« zu sagen bewirkt vielleicht, daß er sehr ärgerlich wird, wenn er ein Engramm dieses Inhalts hat. Innerlich hat er vielleicht das Gefühl, daß die Leute von ihm glauben, er tauge nichts. Dieser Mensch mag einen Dämon haben, der ihm erzählt, daß er nichts tauge. Und er wird dramatisieren, indem er anderen sagt, daß sie nichts taugen. Ein solcher Engrammsatz kann durch Dramatisieren abreagiert werden. Jemand, der beispielsweise ein Engramm mit dem Inhalt hat, unfruchtbar zu sein, wird anderen sagen, daß sie unfruchtbar seien. (»Mach es nicht wie ich, aber tu, was ich dir sage.«) Wenn er ein En­gramm hat, das sagt: »Du bist ein Nichtsnutz, du mußt mit dem Messer essen«, dann ißt er vielleicht tatsächlich mit dem Messer statt mit der Gabel, regt sich aber über Leute auf, die auch mit dem Messer essen. Und er würde sehr böse werden, wenn jemand ihm vorhielte, daß er mit dem Messer ißt.

Es gibt also »Zwangsdämonen« und »Verwirrungsdämonen« und viele andere.

Das Engramm besitzt Befehlskraft. Der reaktive Verstand wählt frei aus, welche Engramme benutzt werden. Doch jedes Engramm wird, wenn es stark genug restimuliert wird, zur Dramatisierung an die Oberfläche kommen. Und wenn die Dramatisierung blockiert wird, wendet sich das Engramm vorübergehend oder chronisch gegen den Betreffenden selbst.

Die Buchstäblichkeit des reaktiven Verstandes in seiner Deutung von Befehlen und deren buchstabengetreue Wirkungsweise in dem armen, geplagten analytischen Verstand ist schon etwas sehr Merkwürdiges. »Das ist ja schrecklich, das darf nicht herauskommen«, könnte so gedeutet werden, daß ein Baby in einer so schlechten Verfassung ist, daß es besser wäre, es käme nicht aus dem Mutterleib heraus. In jeder Sprache gibt es Tausende von Redewendungen, die, wenn sie wörtlich genommen werden, praktisch das Gegenteil von dem bedeuten, was der Sprecher meint.

Die reaktive Engrammbank nimmt sie auf, speichert sie mit Schmerzen, Emotionen und »Bewußtlosigkeit« und reicht sie mit schwachsinniger Buchstabentreue dem analytischen Verstand als Gesetz und Befehl weiter. Und wenn der kleine unbekümmerte Schwachkopf, der die Engrammbank steuert, eine Möglichkeit sieht, einige Schaltkreise des analytischen Verstandes mit solchen verhängnisvollen Dämonen in Beschlag zu nehmen, so tut er es.

Der analytische Verstand ist also, wie man sieht, noch einer anderen Art von Zermürbung ausgesetzt. Seine Schaltkreise, die an sich für eine reibungslose, schnelle Berechnungsarbeit bestimmt waren, werden von Dämonen belegt, überladen und gefesselt. Die Dämonen sind Parasiten. Sie sind abgeteilte und größeren Berechnungen entzogene Teile des analytischen Verstandes.

Ist es ein Wunder, dass der Intelligenzquotient hinaufschnellt, wenn diese Dämonen getilgt werden, wie man das bei einem Clear beobachten kann? Nehmen Sie zur Ausschaltungswirkung der Restimulation die Dämonenschaltkreise hinzu, und Sie erkennen die Wahrheit der Beobachtung, daß die Menschen mit nur etwa einem Zwanzigstel ihrer Geisteskraft arbeiten. Forschung und wissenschaftliche Statistik zeigen, daß bei Tilgung der »Bewußtlosigkeit« und der Dämonenschaltkreise aus der Engrammbank und mit der Umlagerung der Daten als Erfahrung in die Standardbank – wohin sie gehören – etwa neunundvierzig Fünfzigstel des Verstandes dem »Ich« zur Verfügung gestellt werden, die dieser Mensch als Aberrierter nie benutzen konnte.