Die Ansteckung der Aberration

Krankheit ist ansteckend. Bakterien, die von einer Person zur nächsten gelangen, wandern durch die ganze Gesellschaft und machen vor niemandem halt, bis ihnen der Weg durch Mittel wie Sulfonamide und Penicillin verbaut wird.

Aberrationen sind ansteckend. Ebenso wie Bakterien machen sie vor niemandem halt und werden von Person zu Person und von den Eltern an die Kinder weitergegeben, ohne irgendwen zu verschonen, bis ihnen die Dianetik Einhalt gebietet.

Früher wurde angenommen, daß Geisteskrankheit vererbbar sei, denn man konnte beobachten, daß die Kinder von aberrierten Eltern oft ebenfalls aberriert waren. Es gibt erbliche Geisteskrankheit, sie beschränkt sich jedoch auf den Fall wirklich fehlender Organteile. In diese Kategorie fällt nur ein sehr geringer Prozentsatz der Geisteskrankheiten. Sie äußern sich als geistige Stumpfheit oder Koordinationsmängel; darüber hinaus haben sie überhaupt keinen aberrierenden Charakter (solche Leute erhalten Engramme, die ihren Fall verkomplizieren).

Die Wirkungsweise der Ansteckung von Aberration ist im Prinzip zu einfach, als daß man sie hier besonders ausführlich behandeln müßte. Wie wir in der Dianetik wissen, können nur Augenblicke der »Bewußtlosigkeit« von längerer oder kürzerer Dauer und größerer oder geringerer Tiefe Engramme enthalten. Wenn ein Mensch nicht bei Bewußtsein ist, so reagieren die Leute in seiner Nähe mehr oder weniger aufgrund der Befehle ihrer eigenen Engramme; ja, sogar die »Bewußtlosigkeit« selbst wird gewöhnlich durch irgendjemandes Dramatisation verursacht. Auch ein Clear könnte also durch einen Aberrierten, der dramatisiert, in »Bewußtlosigkeit« versetzt werden, wobei die Engrammdramatisation des Aberrierten als Engramm in den Clear eindringen würde.

Der Mechanismus ist einfach. Aberrierte Menschen, die Belastungen ausgesetzt sind, dramatisieren ihre Engramme. So eine Dramatisierung mag die Verletzung eines anderen Menschen einschließen und diesen mehr oder weniger »bewußtlos« machen. Die »bewußtlose« Person nimmt dann die Dramatisierung als Engramm auf.

Das ist nicht die einzige Art und Weise, in der sich Aberrationen durch Ansteckung verbreiten. Narkotisierte Patienten auf dem Operationstisch sind den mehr oder weniger aberrierten Gesprächen der Anwesenden ausgesetzt. Ihre Unterhaltung dringt in die »bewußtlose« Person als Engramm ein. Ebenso können Leute an Unfallorten durch das Erlebnis von Notsituationen so aufgeregt werden, daß sie zu dramatisieren beginnen. Wenn nun jemand wegen des Unfalles »bewußtlos« ist, erhält er ein Engramm.

Aberrierte Eltern infizieren ihre Kinder auf jeden Fall mit Engrammen. Wenn Vater und Mutter in der Nähe von kranken oder verletzten Kindern ihre eigenen Engramme dramatisieren, werden diese Engramme von ihnen genauso sicher weitergegeben, wie wenn es sich um Bakterien handelte. Das bedeutet nicht, daß die gesamte reaktive Bank eines Kindes nur aus den Engrammen der Eltern besteht, denn es gibt auch viele außerhäusliche Einflüsse, die in das Kind eindringen können, wenn es »bewußtlos« ist. Und es bedeutet auch nicht, daß das Kind auf die gleichen Engramme ebenso reagieren wird, wie Vater oder Mutter es vielleicht täten, denn das Kind ist schließlich ein eigenständiges Wesen mit einer eigenen Persönlichkeit, mit eigenem Entscheidungsvermögen und andersartigen Erfahrungsmustern. Es bedeutet allerdings, daß aberrierte Eltern ihre Kinder zwangsläufig auf die eine oder andere Weise aberrieren werden.

Irrige Vorstellungen und dürftiges Wissen in der Kultur einer Gesellschaft gelangen ebenfalls in Engramme hinein, da ja nicht alles Verhalten in der Nähe eines »Bewußtlosen« Dramatisierung ist. Wenn in einer Gesellschaft geglaubt wird, das Essen von Fisch verursache Lepra, dann findet dieser Aberglaube ganz sicher seinen Weg in Engramme hinein. Früher oder später wird jemand, der Fisch gegessen hat, eine lepraartige Krankheit entwickeln.

Die Angehörigen primitiver Gesellschaften, die den rohen Na­turgewalten sehr stark ausgesetzt sind, haben viel mehr Gelegenheit, sich zu verletzen, als jene zivilisierter Gesellschaften. Gleichzeitig wimmelt es bei den so genannten Naturvölkern von irrigen Vorstellungen und falschen Daten, und ihre Ausübung von Medizin und geistiger Heilung liegt an sich schon auf einem sehr aberrierenden Niveau. Die Zahl der Engramme bei einem Zulu wäre erstaunlich. Wenn man ihn aus seiner restimulierenden Umgebung herausnähme und ihm Englisch beibrächte, würde er unter dem Großteil seiner reaktiven Daten nicht mehr zu leiden haben; in seiner Heimat ist der Zulu aber nur deshalb außerhalb der Irrenhausgitter, weil von seinem Stamm keine Irrenhäuser errichtet worden sind. Man kann mit Sicherheit feststellen, daß Naturvölker sehr viel stärker aberriert sind als zivilisierte Völker; diese Behauptung stützt sich auf bessere Erfahrungen, als denjenigen normalerweise zur Verfügung stehen, die aufgrund des Studiums von primitiven Volksstämmen Rückschlüsse auf den »modernen Menschen« ziehen. Die Wildheit, Rückständigkeit oder Stagnation dieser Menschen, die Häufigkeit ihrer Krankheiten, all das stammt aus ihren reaktiven Mustern und nicht aus ihren angeborenen Persönlichkeitsmerkmalen. Vergleicht man eine Gruppe von Aberrierten mit einer anderen, so wird man vermutlich nicht viele Daten erhalten. Und die ansteckende Wirkung der Aberration, die in einem primitiven Stamm viel größer ist, sowie die Unrichtigkeit der abergläubischen Daten in den Engrammen eines solchen Stammes führen beide zu einer Schlußfolgerung, die ein direkter Beobachter in der Wirklichkeit bestätigt findet.

Die ansteckende Wirkung der Aberration kann im Verlauf der Klärung bei jedem Aberrierten, dessen Eltern sich bekämpft haben, sehr leicht studiert werden. Die Mutter mag beispielsweise am Anfang der Ehe relativ unaberriert gewesen sein. Wird sie von ihrem Mann, der ja schließlich dramatisiert, geschlagen, dann wird sie anfangen, seine Aberrationen in ihr eigenes reaktives Muster aufzunehmen. Das ist ganz besonders auffällig, wenn man jemanden klärt, der kurz nach der Hochzeit der Eltern oder schon vorher gezeugt wurde. Der Vater beginnt vielleicht mit einer bestimmten Dramatisation, zu der es dazugehört, seine Frau zu schlagen. Alles, was er im Zuge einer solchen Dramatisation sagt, wird früher oder später beginnen, die Frau zu beeinflussen, und es kann sein, daß sie – falls sie nicht außerordentlich ausgeglichen ist – ihrerseits dieselben Dramatisationen entwickelt. Wenn das Kind schließlich geboren ist, wird sie anfangen, ihre engrammatischen Erlebnisse am Kind zu dramatisieren, und es auf diese Weise in einen Zustand ständiger Restimulierung versetzen.

Die Geburt ist, was die Ansteckung anbelangt, eines der bemer­kens­werte­sten Engramme. Hier empfangen Mutter und Kind dasselbe Engramm, wobei Unterschiede nur in der Lokalisierung des Schmerzes und im Tiefengrad der »Bewußtlosigkeit« vorhanden sind. Alles, was Ärzte, Schwestern und die anderen an der Entbindung Mitwirkenden während der Wehen, der Geburt und unmittelbar danach, bevor das Kind fortgenommen wird, zu der Mutter sagen, wird in der reaktiven Bank aufgezeichnet und bildet bei Mutter und Kind ein identisches Engramm.

Dieses Engramm ist auf verschiedene Weise außerordentlich destruktiv. Die Stimme der Mutter kann beim Kind das Geburtsengramm restimulieren, und die Gegenwart des Kindes kann bei der Mutter das Entbindungsengramm restimulieren. Auf diese Weise restimulieren sie sich gegenseitig. Angesichts der Tatsache, daß Mutter und Kind auch alle anderen Restimulatoren dieses Engramms gemeinsam haben, kann eine Situation im späteren Leben dazu führen, daß beide gleichzeitig an dem Engramm leiden. Wenn während der Geburt ein Fenster zugeschlagen wurde, kann ein zuschlagendes Fenster bei beiden gleichzeitig Geburtsdramatisierungen auslösen, die dann Feindseligkeit oder Apathie zur Folge haben.

Sollte ein Arzt ärgerlich oder verzweifelt werden, kann das Emotionsniveau der Geburt schlimm sein. Und wenn er überhaupt spricht, wirken sich alle Äußerungen in ihrer vollen reaktiven Wortbedeutung auf Mutter und Kind aus.

Viele Fälle wurden geklärt, bei denen sowohl Mutter als auch Kind verfügbar waren. In einem Fall hörte man die Mutter (aus dem Mund des Kindes während der dianetischen Klärung) immer wieder jammern: »Ich schäme mich so, ich schäme mich so!« Das Kind hatte eine Schamneurose. Als man die Mutter klärte, fand man heraus, daß auch schon ihre Mutter bei der Geburt gejammert hatte: »Ich schäme mich so, ich schäme mich so.« Man kann annehmen, daß dies durch Ansteckung weitergetragen worden ist, seit Cheops seine Pyramide gebaut hat.

In dem größeren Bereich der Gesellschaft ist die Ansteckung von Aberration äußerst gefährlich und muß im Hinblick auf die Unterminierung der Gesundheit dieser Gesellschaft als höchst bedeutsamer Faktor angesehen werden.

In der Gesellschaft als ganzer spielt sich Ähnliches ab wie im Einzelorganismus, da es soziale Aberrationen innerhalb der Gesellschaft gibt. Die Gesellschaft wächst und kann dahinschwinden wie ein Organismus, dessen Bestandteile anstelle von Zellen Menschen sind. Ordnet die Führung der Gesellschaft an, daß irgendeinem Mitglied Schmerz zugefügt wird, so beginnt eine Quelle der Aberration zu fließen, die ansteckend sein wird. Die Gründe, die gegen körperliche Bestrafung sprechen, sind nicht so sehr »humanitärer« als vielmehr praktischer Art. Eine Gesellschaft, die gegen irgendeines ihrer Mitglieder irgendwelche Strafen verhängt, betreibt ansteckende Aberration. Es ist ein über die gesamte Gesellschaft verbreitetes soziales Engramm, das Bestrafung für notwendig erklärt. So werden also Strafen verhängt. Die Gefängnisse und Anstalten füllen sich. Und eines Tages erhebt sich ein Teil der Gesellschaft, der durch die freizügige Art, wie die Regierung ihre Regierungsengramme spielen läßt, in die Zone 1 hinuntergedrückt wurde, und fegt die Regierung hinweg. Und durch die Gewalt, die die Zerstörung begleitet, bildet sich eine neue Reihe von Aberrationen. Gewaltsame Revolutionen sind niemals erfolgreich, denn sie setzen diesen Aberrationszyklus in Gang.

Einer Gesellschaft voller Aberrierter mag Bestrafung notwendig erscheinen. Bestrafung war bis jetzt der einzige Ausweg. Die Bereitstellung eines Mittels gegen unsoziales Verhalten von Gruppenmitgliedern anstelle der Fortsetzung körperlicher Züchtigungen ist für eine Regierung von mehr als beiläufigem Interesse. Denn körperliche Züchtigungen, die zu den sich fortsetzenden Aberrationen der Vergangenheit noch hinzukommen, drücken das Überlebenspotential dieser Regierung ernstlich nieder und führen eines Tages zu ihrem Sturz. Nachdem viele Regierungen auf diese Weise gefallen sind, verschwindet auch ihr Volk von dieser Erde.

Niemals aber tritt die Ansteckung der Aberration deutlicher hervor als in dem gesellschaftlichen Wahnsinn, den man Krieg nennt. Kriege lösen niemals die »Notwendigkeit« von Kriegen. Der Kampf, mit dem die Demokratie auf der Welt gerettet oder die Welt vor dem Konfuzianismus bewahrt werden soll, wird unweigerlich von allen verloren. Kriege wurden in der Vergangenheit mit Wettbewerben verglichen, und man glaubte daher aufgrund einer verdrehten Logik, daß Kriege notwendig seien. Eine Gesellschaft, die in den Krieg zieht, um ihre Probleme zu lösen, wird unweigerlich ihr eigenes Überlebenspotential reduzieren. Keine Regierung konnte jemals in einen Krieg eintreten, ohne daß ihrem Volk ein Teil seiner Freiheiten genommen wurde. Als Endergebnis wird das apathische Volk von einer Priesterklasse regiert, die nur durch Mysterien und Aberglauben die geistesgestörten Reste eines Volkes zusammenhalten kann. Dies läßt sich in der Geschichte der Völker nur allzu leicht nachweisen, als daß man sich lang und breit darüber auslassen müßte. Eine Demokratie, die sich auf Krieg einließ, hat immer einige ihrer demokratischen Rechte verloren. Wenn sie sich an immer mehr Kriegen beteiligt, gelangt sie schließlich unter den Befehl eines Diktators (Herrschaft durch ein einziges Engramm). Der Diktator setzt sich gewaltsam durch und vergrößert die Aberrationen durch die Unterdrückung der Minderheiten. Ein Aufstand folgt dem anderen. Die Priesterwelt gedeiht, die Apathie liegt auf der Lauer. Und nach der Apathie kommt der Tod. Genau das geschah mit Griechenland, genauso verschwand Rom. Ebenso geht England dahin, genauso ergeht es Rußland. Und so ergeht es den Vereinigten Staaten, und sie ziehen die ganze Menschheit mit.

Die Gewaltherrschaft ist eine Verletzung des Affinitätsgesetzes, denn Gewalt erzeugt Gewalt. Eine Gewaltherrschaft verringert die Selbstbestimmung des einzelnen in der Gesellschaft und damit die Selbstbestimmung der Gesellschaft selbst. Die Ansteckung der Aberration breitet sich aus wie ein Waldbrand. Engramme erzeugen Engramme. Und wenn der enger werdenden Abwärtsspirale nicht Einhalt geboten wird, indem neue Länder erschlossen werden und Mischvölker ihrer jeweiligen aberrierenden Umgebung entkommen, oder indem ein Mittel gefunden wird, um durch Klärung des Individuums die Aberrationsansteckung zu durchbrechen, dann wird ein Volk oder eine Rasse nach unten streben, zum Ende des Zyklus – Zone 0.

Die Größe der Menschheit, der Rasse oder eines Volkes hängt von der Selbstbestimmung der einzelnen Mitglieder ab.

Sowohl in der kleineren Sphäre der Familie als auch auf nationaler Ebene erzeugt die Ansteckung der Aberration eine Störung des optimalen Überlebens.

Soll ein Computer rationale Antworten geben, so kann er nur nach dem Prinzip der Selbstbestimmung gebaut werden. Drückt man bei einer Rechenmaschine ständig die Sieben herunter, so gibt sie falsche Antworten. Der Einbau von starren und nicht in Frage zu stellenden Antworten in einen Menschen wird ihn dazu bringen, falsche Antworten zu liefern. Das Überleben hängt von richtigen Antworten ab. Engramme dringen aus der Außenwelt in die verborgenen Nischen unterhalb des rationalen Denkens ein und verhindern vernünftige Antworten. Das ist Bestimmung von außen. Jedes Eingreifen in die Selbstbestimmung kann zu nichts anderem als falschen Berechnungen führen.

Da ein Clear kooperativ ist, würde eine Gesellschaft von Clears zusammenarbeiten. Das mag manchen wie ein idyllischer, utopischer Traum erscheinen. Vielleicht ist es das aber nicht. Tatsache ist, daß in einer Familie von Clears beachtliche Harmonie und tätiges Einvernehmen herrschen. Ein Clear kann eine überlegene Argumentation anerkennen, wenn er einer solchen begegnet. Er braucht nicht geschlagen, niedergehalten und zum Gehorchen gezwungen zu werden, damit er sich ins Zeug legt. Wenn er jedoch unabhängig von seinem eigenen Denken zum Gehorsam gezwungen wird, wird so sehr in seine Selbstbestimmung eingegriffen, daß er keine richtigen Antworten mehr geben kann. Die Gesellschaft, die ihn festhält, be­straft sich selbst, indem sie sich um seine Fähigkeit bringt, rational zu denken und zu handeln. Die einzige Möglichkeit, einen Clear derartig zu zwingen, wäre jedoch, ihm Engramme beizubringen oder einen Neurochirurgen auf sein Gehirn loszulassen. Einen Clear braucht man aber nicht zu zwingen, denn wenn eine Arbeit aus dem Gesichtspunkt der allgemeinen Notwendigkeit wichtig genug ist, dann wird er sie höchstwahrscheinlich entsprechend seiner Intelligenz und so gut wie möglich durchführen. Man wird es nie erleben, daß ein gezwungener Mensch eine Arbeit gut erledigt. Ebenso ausgeschlossen ist, dass eine unter Zwang stehende Gesellschaft gegen eine ebenso wohlhabende, jedoch freie Gesellschaft gewinnt.

Eine Familie, in der man nach dem Autoritätsprinzip blind gehorchen muß, ist niemals eine glückliche Familie. In materieller Hinsicht mag ein gewisser Wohlstand zu verzeichnen sein, ihr Überleben als Einheit ist jedoch nur scheinbar gewährleistet.

Gruppen unter Zwang sind ausnahmslos weniger effektiv als freie Gruppen, die für das gemeinsame Wohl arbeiten. Aber jede Gruppe, die an einzelnen aberrierten Mitgliedern krankt, unterliegt der Tendenz, durch Ansteckung als Gruppe vollständig aberriert zu werden. Die Bemühung, aberrierte Mitglieder einer Gruppe im Zaum zu halten, legt unvermeidlich der Gruppe als ganzer Beschränkungen auf und führt zu immer weiteren Einschränkungen.

Die Klärung bloß eines Mitgliedes einer aberrierten Familie reicht selten aus, um die Probleme dieser Familie zu lösen. Ist der Ehemann aberriert gewesen, dann wird er auf die eine oder andere Weise auch seine Frau und seine Kinder aberriert bzw. restimuliert haben, auch wenn er keine körperliche Gewalt gegen sie angewandt hat. Die Eltern pflanzen ihre gemeinsamen Aberrationen den Kindern ein, und die Kinder als potentiell selbstbestimmte Einzelwesen revoltieren und wühlen dadurch die Aberrationen der Eltern auf. Da so viele dieser Aberrationen durch Ansteckung zum »Allgemeingut« der ganzen Familie geworden sind, ist das Familienglück ernstlich untergraben.

Die körperliche Züchtigung von Kindern ist nur ein Sonderausschnitt des Problems der gezwungenen Gruppe. Wenn jemand über die Frage, ob es notwendig sei, Kinder zu bestrafen, diskutieren möchte, so sollte man ihm empfehlen, erst einmal die Quelle für das schlechte Betragen der Kinder zu überprüfen.

Die Engramme eines aberrierten Kindes mögen nicht allesamt eingekeyt sein. Möglicherweise kann ein Sohn bis zu der Zeit warten, da er selbst verheiratet ist und Kinder oder eine schwangere Frau hat, um genügend Restimulatoren zu haben und plötzlich das zu werden, was man »einen reifen Erwachsenen« nennt: blind für die Schönheit der Welt und beladen mit all ihrem Kummer. Das Kind ist nichtsdestoweniger aberriert und dramatisiert häufig. Es befindet sich in einer sehr unglücklichen Situation, da es seine beiden machtvollsten Restimulatoren um sich hat – Mutter und Vater. Sie beanspruchen für sich das Recht, es körperlich zu züchtigen. Dem Kind erscheinen sie wie Riesen, während es selbst ein Zwerg ist. Und in Bezug auf Nahrung, Kleidung und Unterkunft ist es von ihnen abhängig. Man kann großartig über die »Einbildungen der Kindheit« reden, bis man den Engrammhintergrund der meisten Kinder kennt.

Das Kind ist der unglückliche Empfangspunkt aller Dramatisierungen seiner Eltern. Es ist höchst bemerkenswert, ein dianetisch geklärtes Kind zu beobachten: es ist menschlich! Man kann es allein durch Zuneigung (Affinität) leiten. Ein verzogenes Kind ist hingegen ein Kind, dessen Entschlüsse ständig vereitelt wurden und das seiner Unabhängigkeit beraubt wurde. Zuneigung kann ein Kind ebenso wenig verderben, wie man mit einem Kanister Benzin die Sonne löschen könnte.

Das A und O aller »Kinderpsychologie« ist die Tatsache, daß ein Kind ein menschliches Wesen ist und ein Recht auf seine Würde und Selbstbestimmung hat. Ein Kind von aberrierten Eltern ist ein Problem, weil Aberration ansteckend ist und weil ihm jegliches Recht, zu dramatisieren oder zu widersprechen, verweigert wird. Verwunderlich ist nicht, daß Kinder ein Problem sind, sondern daß sie überhaupt noch geistige Gesundheit an den Tag legen; denn durch Ansteckung, Bestrafung und Aberkennung ihrer Selbstbestimmung hat man den Kindern von heute alles verweigert, was zu einem vernünftigen Leben notwendig ist. Und diese Kinder sind die Familien und das Geschlecht der Zukunft.

Dies ist jedoch keine Abhandlung über Kinder oder Politik, sondern ein Kapitel über die Ansteckung der Aberration. Die Dianetik umfaßt das menschliche Denken, und das menschliche Denken ist ein weites Feld. Wenn man die Möglichkeiten betrachtet, die dem Mechanismus der Ansteckung innewohnen, kann man vor der naturgegebenen Stabilität des Menschen wirklich nur den Hut ziehen. Kein »wildes Tier«, das nach angeborenen »asozialen Tendenzen« reagiert, hätte Ninive oder den gewaltigen Staudamm am Colorado erbauen können. Obwohl wir den hartnäckigen Mechanismus der Ansteckung mit uns herumschleppen, sind wir doch weit gekommen. Jetzt, da wir den Mechanismus kennen, werden wir vielleicht wirklich die Sterne erreichen.