Das Arbeiten mit dem Somatikstreifen

An beiden Seiten des Gehirns hängen je zwei Männchen an den Hacken vom Gehirnlappen herunter. Der äussere ist die »motorische Bahn«, der innere die »Sinnesbahn«.

Wenn Sie mehr über die Struktur dieser Paare wissen wollen, so wird die dianetische Forschung in einigen Jahren Antwort haben. Vorläufig begnügen wir uns mit einer Beschreibung. Für einen Ingenieur, der die Dianetik kennt, ist die Beschreibung, die man gegen­wärtig in unseren Bibliotheken findet, nicht befriedigend. Sie sind möglicherweise eine Art Schaltpulte. In ihrer Nähe – direkt hinter den Schläfen – können mit einem sehr empfindlichen Galvanometer Messungen vorgenommen werden. Das Galvanometer muss empfind­licher sein als alle heute auf dem breiten Markt erhältlichen Typen. Die Messungen zeigen, dass eine Art Feld einen Strom erzeugt. Wenn wir einmal die Art der hier fliessenden Energie genau bestimmt ha­ben werden, können wir sie vermutlich mit grösserer Präzision mes­sen. Wenn wir genau wissen werden, wo im Körper das Denken statt­findet, werden wir über die erwähnten Bahnen mehr wissen. Die dianetische Forschung hat bis heute lediglich festgestellt, dass unter dem Dickicht der Benennungen nichts wirklich über diese Struktu­ren bekannt ist, das erwähnenswert wäre, von der Tatsache abgese­hen, dass sie etwas mit der Koordinierung verschiedener Körperteile zu tun haben. Mangels Besserem beziehen wir uns jedoch im Laufe der Therapie auf sie. Und da wir jetzt etwas über Funktion wissen, wird die weitere Forschung unweigerlich auch präzise Antworten auf Strukturfragen geben können.

Der Auditor kann bei einem Patienten Somatiken ein- und aus­schalten, wie ein Techniker Schalter bedient, oder er kann, besser gesagt, Somatiken in dessen Körper kommen und verschwinden las­sen – mit derselben Zuverlässigkeit, wie ein Strassenbahnfahrer sei­nen Wagen über die Schienen leitet. Als wir über den Time-Track sprachen, wurde dieser Vorgang bereits erwähnt.

Bei einem Patienten, mit dem sich gut arbeiten lässt, kann man dem »Somatikstreifen« befehlen, sich zu jedem beliebigen Teil des Time-Tracks zu begeben. Auch im normalen Alltag wandert der So­matikstreifen Tag für Tag und Stunde um Stunde den Time-Track hinauf und hinab, je nachdem wie die Engramme restimuliert wer­den. Während der Auditor mit einem Patienten arbeitet, beobachtet er vielleicht, dass sein eigener Somatikstreifen seinen Anweisungen gehorcht und sich daher auch einige seiner eigenen Somatiken ein- und ausschalten – ein Umstand, der im schlimmsten Fall etwas un­behaglich ist. Was sich da nun genau bewegt – der ganze Organis­mus, die Zellen oder was auch immer –, wissen wir nicht genau. Aber wir können damit umgehen, und wir können annehmen, dass die Vorgänge zumindest über die Schaltpulte der an den Hacken herab­hängenden Männchen laufen.

»Der Somatikstreifen geht jetzt zur Geburt«, sagt der Auditor.

Schon beginnt der Patient in Reverie den Druck der Wehen zu fühlen, die ihn den Geburtskanal hinunterpressen.

»Der Somatikstreifen geht jetzt zu dem Augenblick, als du dich das letzte Mal verletzt hast«, sagt der Auditor.

Der Preclear fühlt, wenn auch weniger intensiv, die Schmerzen infolge jener Verletzung – vielleicht eines angeschlagenen Knies. Wenn er Geräusch- und Sehrückruf hat, wird er sehen, wo er sich befindet, und plötzlich erkennen, dass es im Büro war; er wird die Angestellten, die Schreibmaschinen und die Autogeräusche von draussen hören.

»Der Somatikstreifen geht jetzt in den vorgeburtlichen Be­reich«, sagt der Auditor.

Und der Preclear wird sich in diesem Bereich vorfinden, ver­mutlich wie schwebend, und sich nicht unbehaglich fühlen.

»Der Somatikstreifen geht jetzt zum ersten Augenblick von Schmerz oder Unbehagen, der jetzt erreicht werden kann«, sagt der Auditor.

Der Patient treibt einen Augenblick umher und fühlt plötzlich einen Schmerz in der Brust. Er beginnt zu husten und fühlt überall Druck. Die Mutter hustet (das ist oft der Ursprung von chronischem Husten). »Huste weiter«, sagt der Auditor. Der Patient findet sich am Anfang des Engramms und beginnt es zu durchlaufen. »Hust-hust-hust«, macht der Patient. Dann gähnt er. »Es tut weh. Ich kann nicht aufhören«, zitiert er seine Mutter. »Geh zum Anfang zurück und durchlaufe es noch einmal«, sagt der Auditor. »Hust-hust-hust«, be­ginnt der Patient, aber er hustet diesmal nicht so stark. Er gähnt stärker. »Autsch. Es tut weh. Es tut weh. Ich kann gar nicht mehr aufhören«, zitiert der Preclear. Er hört unmittelbar zu, wenn er Ge­räuschrückruf hat, und begnügt sich mit Eindrücken vom Gesagten, wenn er keinen hat. Er hat jetzt Worte aufgelesen, die infolge der »Bewusstlosigkeit« bisher im Engramm unterdrückt waren. Die »Be­wusstlosigkeit« beginnt mit dem Gähnen zu verschwinden. »Geh noch einmal durch«, sagt der Auditor. »Ich kann nicht aufhören«, sagt der Preclear, indem er alles zitiert, was er diesmal findet. Das Somatik ist verschwunden. Er gähnt noch einmal. Das Engramm ist ausge­löscht.

»Der Somatikstreifen geht jetzt zum nächsten Augenblick von Schmerz oder Unbehagen«, sagt der Auditor.

Das Somatik schaltet sich nicht ein. Der Patient fällt in einen seltsamen Schlaf. Er murmelt was von einem Traum. Plötzlich ver­stärkt sich das Somatik. Der Patient beginnt zu zittern. »Was ist los?« fragt der Auditor. »Ich höre Wasser laufen«, sagt der Preclear. »Der Somatikstreifen geht zum Anfang des Geschehnisses«, sagt der Audi­tor. »Durchlaufe es.« »Ich höre immer noch Wasser laufen«, sagt der Preclear. (Er muss festsitzen; die Somatiken haben sich nicht verän­dert. Da ist ein Holder am Werk.) »Der Somatikstreifen geht zu der Redewendung, die es festhält«, sagt der Auditor. »Ich werde es da drin eine Weile an dieselbe Stelle halten und sehen, ob es was nützt«, zitiert der Preclear »Geh jetzt zum Anfang des Geschehnisses und durchlaufe es«, sagt der Auditor. »Ich fühle mich herumgestossen«, sagt der Preclear. »Autsch, irgendetwas hat mich gestossen.« »Geh zum Anfang und durchlaufe es noch einmal«, sagt der Auditor. »Ich muss schwanger sein«, zitiert der Preclear. »Ich werde es da drin eine Weile an dieselbe Stelle halten und sehen, ob es was nützt.« »Ist da noch etwas Früheres?« fragt der Auditor. Der Somatikstreifen des Preclears geht zu dem früheren Augenblick, in dem er einen Druck verspürt, als sie versucht, etwas in den Gebärmutterhals zu stossen. Der Preclear durchläuft dann das Engramm, und es wird ausge­löscht.

So wird der Somatikstreifen gehandhabt. Man kann ihn überall hinschicken. Er wird zuerst gewöhnlich das Somatik und dann den Inhalt auflesen. Mit Hilfe der Wiederholungstechnik wird der Soma­tikstreifen zu dem Geschehnis »hinuntergesaugt«, und die Somati­ken schalten sich ein. Dann wird das Geschehnis durchlaufen. Wenn es sich nicht heben lässt, suchen Sie ein früheres Geschehnis, indem Sie den Somatikstreifen einfach anweisen, zu dem früheren Gescheh­nis zu gehen.

Bewegt sich der Somatikstreifen nicht, d. h. schalten sich Soma­tiken (körperliche Empfindungen) nicht ein und aus, dann sitzt der Patient irgendwo auf dem Time-Track fest. Er kann »in der Gegen­wart festgenagelt« sein, was bedeuten würde, dass er einen Bouncer hat, der ihn den ganzen Time-Track hinauf stösst. Benutzen Sie die Wiederholungstechnik, oder versuchen Sie einfach, den Somatik­streifen zurückzusenden. Wenn der Somatikstreifen sich nicht rührt, lassen Sie den Patienten verschiedene Bouncer-Redewen­dungen wie­derholen, beispielsweise »Kann nicht zurückgehen«, »Hau ab, so weit du kannst« usw.; saugen Sie mit ihrer Hilfe den Somatikstreifen zu dem Geschehnis hinab, und durchlaufen Sie es.

Der Somatikstreifen kann sogar mehrere Male mit voller Empfindung durch ein Geschehnis gehen, ohne deshalb Daten hervorzu­bringen. Bei manchen Engrammen kann man das endlos lange und ohne Erfolg tun; die Somatiken bleiben fast unverändert, sie tauchen jedes Mal wellenartig in dem Geschehnis auf, ohne dass weiterer In­halt zum Vorschein kommt. Der Auditor kämpft in diesem Fall gegen einen Denyer an, eine Redewendung wie   z.B. »Das ist ein Geheim­nis«, »Lass ihn nichts davon wissen«, »Vergiss es« usw. In so einem Fall schickt er den Somatikstreifen zu der Redewendung, die die Daten verleugnet: »Geh zu dem Augenblick, in dem eine Redewen­dung geäussert wird, die diese Daten verleugnet.« Nach einem Mo­ment zitiert der Preclear – entweder aufgrund von Geräuschrückruf oder aus Eindrücken: »Wenn er das herausbekäme, würde es ihn umbringen.« Dann sendet der Auditor den Somatikstreifen zum An­fang des Geschehnisses zurück. Dieser durchläuft es und liest dies­mal andere Wahrnehmungsinhalte auf. Die Somatiken werden nun – ausser wenn das Geschehnis ein sehr spätes vorgeburtliches En­gramm ist und die Grundzone noch voller Material steckt – auf und ab wogen (stärker und schwächer werden, je nachdem, was im En­gramm geschieht) und sich schliesslich durch mehrfaches Wiederer­zählen bis zur Reduzierung oder Auslöschung verringern.

Wenn der Auditor den Somatikstreifen anweist, früher zu gehen, geht dieser manchmal in die andere Richtung. Das ist ein Misdirec­tor. »Ich weiss nicht, wohin«, »rückwärtsgehen«, »Tu genau das Ge­genteil« sind Misdirector-Redewendungen. Der Auditor erkennt, dass ein Misdirector am Werk ist, errät ihn oder entdeckt ihn anhand der Worte, mit denen sich der Preclear über die Aktion beschwert, und greift durch die Wiederholungstechnik oder durch direkten Befehl an den Somatikstreifen die Redewendung und das Engramm auf, redu­ziert es oder löscht es aus und geht weiter.

Wenn der Somatikstreifen nicht gemäss dem gegebenen Befehl reagiert, dann wurde ein Bouncer, Holder, Misdirector oder Grouper restimuliert und sollte entladen werden. Der Somatikstreifen wird sich dort befinden, wo der Befehl ist, der ihm verbietet, so zu funktio­nieren, wie es gewünscht wird.

Unter Auditoren gibt es gute und schlechte Führer des Somatikstreifens. Der gute Führer arbeitet eng mit dem Archivar zusam­men und verwendet allgemein gehaltene Befehle, wie z. B.: »Der So­matikstreifen greift den frühesten Augenblick von Schmerz oder Un­behagen auf, der erreicht werden kann«, oder: »Der Somatikstreifen geht zur höchsten Intensität des Somatiks, das du jetzt hast« (wenn den Patienten ein Somatik belästigt). Der schlechte Führer greift spezielle Geschehnisse heraus, von denen er glaubt, dass sie aberrierend sein könnten, drängt den Somatikstreifen grob in sie hinein und kämpft sie irgendwie nieder. Es gibt Augenblicke, in denen der So­matikstreifen gutes Zureden braucht, und Augenblicke, wo es not­wendig ist, Geschehnisse mit körperlichem Schmerz aufzugreifen. Der Auditor muss jedoch im Einzelfall entscheiden, was geschehen soll. Solange der Somatikstreifen reibungslos arbeitet, neue Ge­schehnisse findet und diese durchläuft, sollte sich der Auditor nicht weiter einmischen, als erforderlich ist, um sicherzustellen, dass er alles reduziert, womit der Streifen in Kontakt kommt.

Eine »ausgezeichnete« Art, die Therapie gründlich zu verpfu­schen, wäre es, den Somatikstreifen in ein Geschehnis hineinzusteu­ern, zu dem Schluss zu kommen, dass ein anderes wichtiger sei, und darauf loszustürmen, dieses aber nur zur Hälfte zu heben und wieder zu etwas Neuem überzugehen. Wenn dann drei oder vier Geschehnis­se auf diese Weise berührt, aber nicht reduziert worden sind, kommt der Somatikstreifen schliesslich zum Stillstand, der Time-Track be­ginnt sich zu bündeln, und der Auditor hat ein Knäuel vor sich; viele Stunden therapeutischer Arbeit bzw. eine oder zwei Wochen des Ausbalancierens (den Fall zur Ruhe kommen lassen) mögen dann erfor­derlich sein, bevor mit dem Patienten weitergearbeitet werden kann.

Mitunter will ein Patient ein bestimmtes Somatik abgeschaltet bekommen, das ihn gerade plagt – was bedeutet, dass der Somatik­streifen irgendwie in einem Geschehnis, das durch die Therapie oder die Umgebung des Patienten restimuliert wurde, hängengeblieben ist. Gewöhnlich ist es weder Zeit noch Mühe wert, es zu finden. Es wird nach ein oder zwei Tagen von selbst nachlassen; vielleicht ist es auch ein Geschehnis, das aufgrund der früheren Engramme nicht reduziert werden kann.

Der Somatikstreifen wird bei einem späten Geschehnis genauso gehandhabt wie bei einem früheren. Mit Verzweiflungsladungen wird auf die gleiche Weise Kontakt aufgenommen.

Wenn Sie testen wollen, ob sich der Somatikstreifen bewegt oder wie der Rückruf des Patienten funktioniert, senden Sie ihn ein paar Stunden zurück und sehen Sie sich an, was Sie erhalten. Obschon die vorgeburtliche Zone bei vielen Fällen leichter zu erreichen ist als der gestrige Tag, bekommt man dann eine gewisse Vorstellung davon, wie der Patient arbeitet.