Das Abbrechen der Therapie

Das Verhalten einer verschmähten Frau findet ein Gegenstück in dem Groll des Preclears, dessen Therapie durch Beschluss des Au­ditors abgebrochen worden ist.

Den Preclear in der Therapie zu halten, wie selten auch die Sitzungen sein mögen, befriedigt bis zu einem gewissen Grad die Bemühung seiner Grundpersönlichkeit, sich von den Aberrationen freizukämpfen.

Die Grundpersönlichkeit, der Archivar, der Kern des »Ichs«, der den Organismus beherrschen möchte, und die grundlegendsten Wün­sche der Persönlichkeit können für unsere Zwecke als gleichbedeu­tend angesehen werden. Im grundlegenden Selbst – das die eigentli­che Person ist – besteht ein enormer, aufwallender Drang, die En­gramme zu meistern. Die Engramme hingegen, die parasitär Leben von ihrem Wirt borgen, erscheinen als etwas, das nicht erobert wer­den will. Gleichgültig, wie mechanisch all dies eigentlich ist: der Auditor wird sich oft über den Widerstand wundern, den die En­gramme aufbringen können, und über die Anstrengungen der Grundpersönlichkeit staunen, die Engramme zu besiegen. Er arbei­tet mit der Grundpersönlichkeit, der Person selbst, und ignoriert die engrammatischen Störversuche. Doch gibt es eine Situation, in der die Grundpersönlichkeit in der Bemühung, Therapie zu erhalten, den Engrammen freies Spiel zu geben scheint.

Während der Arbeit mag ein »Patient« dem Auditor gegenüber skeptisch, sarkastisch oder sogar bösartig gewesen sein. Oder er mag den Anschein erweckt haben, seiner Engrammbank völlig gleichgül­tig gegenüberzustehen. Oder der Patient hat vielleicht sogar wild herausgeschrien, dass er die Therapie verabscheue. Aus einem sol­chen Grund mag der Auditor unüberlegterweise beschliessen, die Ar­beit mit dem Patienten abzubrechen. Dem Patienten wird das mitge­teilt. Für kurze Zeit zeigt er vielleicht keine Reaktion. Doch nach ein paar Minuten, Stunden oder Tagen wird die Grundpersönlichkeit, der so der Ausweg versagt wurde, voraussichtlich alle zur Verfügung stehenden Waffen einsetzen, um den Auditor zur Wiederaufnahme der Therapie zu zwingen.

Weil der Expatient über den Abbruch der Therapie aufgebracht ist – auch wenn er vielleicht selbst darauf bestanden hat –, kann es sein, dass entweder sein Zustand sich schnell zu verschlechtern be­ginnt oder er den Auditor offen oder hinter dessen Rücken angreift. Er kann sich sogar gegen die Therapie selbst wenden. Eine ver­schmähte Frau hat selten einen so totalen Aufruhr verursacht wie Expatienten, denen die Weiterbehandlung verweigert wurde. Audi­toren haben es erlebt, dass sie persönlich bösartig verunglimpft und dass andere Preclears aufgesucht und durch heftige Angriffe gegen die Therapie negativ beeinflusst wurden. Manche Auditoren wurden so zur Zielscheibe aller möglichen Anschuldigungen und Flüster­kampagnen. Preclears, denen die Weiterbehandlung noch vor der Release-Ebene verweigert worden war, konnten ihren ehemaligen Auditoren geradezu das Leben schwermachen. Und sogar echte Re­leases, deren psychosomatische Krankheiten verschwunden waren und die zufrieden und fröhlich hätten sein sollen, sind schon zu Un­ruhestiftern geworden, wenn sie der Auditor nicht bis zur vollständi­gen Klärung weiterbehandeln wollte. Alle möglichen Mechanismen können von Expatienten benutzt werden – alles, was Menschen be­nutzen, um andere zum Handeln zu zwingen. Einer dieser Mechanismen ist der Rückfall in die Apathie und ein »rascher Niedergang«. Ein anderer ist wildes Agitieren gegen die Therapie. Ein weiterer ist der persönliche Angriff auf den Auditor. All dies zielt nachweisbar darauf ab, die Weiterbehandlung durchzusetzen.

Der Verstand weiss, wie der Verstand funktioniert. Und von dem Verstand, der erlebt hat, dass es einen Ausweg aus Schmerz und Unglück gibt, kann man erwarten, dass er alles versucht, um die Wiederaufnahme der Therapie herbeizuführen, wenn dieser Ausweg versperrt wird.

Wie ungeniessbar der Expatient auch gewesen sein mag, er än­dert seine Einstellung sofort, sobald der Auditor die Therapie mit ihm wieder aufnimmt. Die destruktiven Anstrengungen gegen den Auditor oder die Therapie verschwinden. Alles ist beinahe wieder so gut, wie es vor der Mitteilung des Behandlungsabbruchs war.

Glauben Sie aber nicht, dass der Preclear die Therapie nun als demütiger Patient wiederaufnehmen wird, wenn er vorher nachläs­sig, widerspenstig oder generell nicht zur Zusammenarbeit geneigt war. Weit gefehlt: es ist jetzt mindestens ebenso schwer, mit ihm zu arbeiten. Hinzu kommt ein gewisser Unmut wegen des Therapieabbruchs.

In so einem Fall ist der Auditor in einer misslichen Lage, wenn er weiter auditiert, und in einer doppelt misslichen, wenn er es nicht tut. Es gibt jedoch einen Ausweg. Das Phänomen der »Übertragung«, bei der der Patient einfach seine Kümmernisse auf den Praktizieren­den überträgt, ist nicht der Mechanismus, der sich hier auswirkt. Übertragung ist etwas anderes, das vom Durst nach Aufmerksam­keit stammt und von einem Gefühl her, in dieser Welt Unterstützung nötig zu haben. Wenn man Übertragung nicht verhindert, kann man damit rechnen, dass sie ewig andauert. Der Patient eines Arztes kann beispielsweise ununterbrochen Krankheiten haben, nur um den Arzt ständig um sich zu behalten. Übertragung kann auch in der dianetischen Therapie auftreten: Der Patient versucht vielleicht, sich sehr auf den Auditor zu stützen oder ihn um Ratschläge zu bitten, und scheint vielleicht Engramme zurückzuhalten, damit dieser weiterhin hart arbeite, bei ihm ausharre und interessiert an ihm bleibe – all das ist das Resultat einer Mitgefühlsberechnung und ist aberriertes Verhalten. Der kluge Auditor wird keine Ratschläge erteilen und nicht versuchen, irgendjemandes Leben zu steuern, denn eine Per­son arbeitet nur als selbstbestimmter Organismus gut. Gleichgültig, welche Einstellung der Patient hat, gleichgültig, wie gross sein Krankheitsbedürfnis ist, gleichgültig, wie stark er seine Belastun­gen überträgt, ja sogar ungeachtet seiner boshaften Bemerkungen gegenüber dem Auditor während der Sitzungen – der Zustand kann in der dianetischen Therapie nicht ewig andauern. Die Grundpersön­lichkeit versucht durchzukommen; das »Ich« versucht, zu sich selbst zu finden. Sogar nur mittelmässige Auditierarbeit wird eines Tages so viel Ladung freigesetzt und so viele Engramme reduziert haben, dass der Patient stabiler wird. Die Grundpersönlichkeit wird immer stär­ker und gewinnt somit an Selbstvertrauen. Je mehr Fortschritte der Patient macht, desto mehr vermindert sich die Introvertiertheit, die durch die ständige Anstrengung hervorgerufen wird, die innere Welt der Engrammbank zu erreichen. Immer stärker richtet sich die Auf­merksamkeit des Preclears nach aussen. Der Weg hinaus besteht dar­in, mit dem Patienten reibungslos und gut zu arbeiten, und eines Tages wird dieser ein guter Release oder ein Clear sein. Wenn Sie aber die Therapie mit jemandem abbrechen, wundern Sie sich über nichts, was dann geschieht; Sie können dem nur abhelfen, indem Sie die Behandlung wiederaufnehmen.