Befehle mit körperlichem Schmerz und schmerzlicher Emotion

Neben dem Seh- und dem Geräuschrückruf gibt es als weiteren für die Therapie höchst wichtigen Rückruf den des Somatiks, d. h. des körperlichen Schmerzes, der mit einem Geschehnis verbunden war. Ein körperlich schmerzhaftes Geschehnis ohne ein Somatik zu durchlaufen ist nutzlos.

Wenn körperlicher Schmerz vorhanden ist, tritt er möglicher­weise erst auf, nachdem eine Menge »Bewusstlosigkeit« durch »Boil-off« verschwunden ist. Wenn das Geschehnis Schmerz enthält, das Somatik jedoch nicht eingeschaltet ist, wird der Patient mit den Ze­hen wackeln, tief und nervös atmen oder vielleicht Muskelzucken haben. Das Fusszappeln ist ein ausgezeichneter Hinweis darauf, dass ein Somatik vorhanden ist, ob es nun eingeschaltet ist oder nicht. Schweres Atmen und Muskelzucken sowie andere Zuckungen ohne Schmerz deuten auf zweierlei hin: Entweder steckt ein Denyer in dem Geschehnis, und mit dem Inhalt wurde noch kein Kontakt auf­genommen, oder aber das Somatik ist, wenn der Preclear wiederer­zählt, in dem Geschehnis oder an anderer Stelle abgesperrt – sei es an früherer Stelle infolge Befehls oder an späterer aufgrund schmerzlicher Emotion. Der Patient, der sehr viel zappelt oder über­haupt nicht zappelt, leidet unter einer Schmerz- oder Emotionsab­sperrung, unter späten Engrammen mit schmerzlicher Emotion oder unter beiden.

Es gibt eine ganze Gattung von Befehlen, die gleichzeitig Schmerz und Emotion absperren. Das liegt daran, dass das Wort »füh­len« verschiedene Bedeutungen hat. »Ich kann nichts fühlen« kommt am häufigsten vor, aber der Befehl tritt in vielen verschiedenen For­mulierungen auf. Der Auditor kann über diese Befehle anhand des­sen, was die Patienten sagen, wie sie sich fühlen, oder besser, wie sie sich nicht fühlen (womit sie die Befehle preisgeben), Buch führen. »Es tut nicht weh« gehört zu einer Kategorie von Redewendungen, die Schmerz ausdrücklich absperrt, einer Kategorie, die natürlich auch Wendungen wie »Es gibt keinen Schmerz« etc. umfasst. Emotion wird durch eine Kategorie von Redewendungen abgesperrt, die das Wort »Gefühl« enthalten oder die ausdrücklich (buchstäblich) Emo­tion absperren.

Der Auditor sollte ein Buch führen, in dem er alle entdeckten Denyer, Misdirectors, Holder, Bouncer und Grouper festhält, alle un­ter ihrer jeweiligen Rubrik. Auf diese Weise sammelt er Material, das er für die Wiederholungstechnik verwenden kann, sobald er be­merkt, dass der Patient sich auf dem Time-Track nicht richtig bewegt. Es gibt aber noch vier andere Arten von Redewendungen, die er ebenfalls studieren und aufschreiben sollte: Absperrer, Übertreiber, Entgleiser und Lügenfabriken. Weitere Arten mag er selbst hinzu­fügen.

Er wird entdecken, dass es in Engrammen eine enorme Zahl von Befehlen gibt, die diese unterschiedlichen Erscheinungen hervorrufen können. Er sollte ganz besonders auf Schmerz- und Emotions-Absperrer sowie auf Übertreiber achten, d. h. diejenigen engrammatischen Befehle, die den Eindruck von zuviel Schmerz und zuviel Emo­tion erwecken. Es besteht kein Grund, hier viele Beispiele dafür aufzuzählen. Sie können sehr verschieden sein – die Sprache gibt das alles her.

Viele Kombinationen sind möglich. Man kann einen Patienten haben, der über die grössten Trivialitäten weint, die geschahen, nach­dem er sprechen gelernt hatte, und doch nur wenige oder gar keine Somatiken hat. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben. Entwe­der hatte er eine Mutter oder einen Vater, die, bevor er geboren wurde, neun Monate lang weinten, oder es ist bei ihm ein Übertrei­ber am Werk, der befiehlt, auf alles gefühlvoll zu reagieren: »Zuviel Gefühl.« Gleichzeitig kann er einen Befehl haben, der sagt, er könne keinen Schmerz empfinden oder es könne ihm nichts wehtun oder sogar er könne nichts empfinden.

Ein Patient, der Schmerzen hat, der leidet und trotzdem nicht weinen kann, hat einen umgekehrten Satz von Befehlen; er hat früh auf dem Time-Track einen Befehl des Inhalts »Kein Gefühl«, oder vielleicht eine lange Kette davon; er hat aber ausserdem Befehle, die Schmerz im Überfluss diktieren: »Ich kann den Schmerz nicht aushalten«, »Der Schmerz ist zu gross«, »Ich bin dauernd von Qualen gepei­nigt« etc. Andererseits ist »Ich habe ein schlechtes Gefühl« ein Ab­sperrer, denn dadurch wird ausgedrückt, dass mit dem Mechanismus des Fühlens etwas nicht stimmt, und es deutet ein Unvermögen zu fühlen an.

Sowohl Schmerz als auch Emotion können auf Befehl überstei­gert werden. Es ist jedoch eine bemerkenswerte Tatsache, dass der Körper von sich aus keinen Schmerz produziert. Jeder gefühlte Schmerz ist echt, auch wenn er übertrieben ist. Eingebildeten Schmerz gibt es nicht. Der Mensch kann sich Schmerz nur dann »einbilden«, wenn er ihn wirklich gefühlt hat. Er kann sich keine Schmerzen vorstellen, die er nie gefühlt hat. Ein Mensch mag sich einen Schmerz einige Zeit nach dem eigentlichen Geschehnis »einbil­den«; wenn er jedoch Schmerz fühlt – unabhängig davon, wie psycho­tisch er ist – existiert dieser Schmerz irgendwo auf seinem Time-Track. In der Dianetik sind wissenschaftliche Tests mit grosser Sorg­falt durchgeführt worden, um diese Tatsache zu erhärten, und sie stellte sich als nützlich heraus. Das können Sie auch selbst testen, indem Sie Patienten auffordern, unterschiedliche Schmerzen zu füh­len – sie sich in der Gegenwart »vorzustellen«. Die Personen werden so lange Schmerzen fühlen, wie Sie sie nach Schmerzen fragen, die sie wirklich hatten. Mitunter werden Sie auf einen Patienten stossen, der nicht in der Lage ist, die Schmerzen wirklich zu fühlen, die er sich »vorzustellen« versucht. Ob er sich dessen bewusst ist oder nicht – er hat überall da, wo er sich Schmerzen »vorstellt«, wirklich einmal welche gehabt, und er lässt einfach für Sie den Somatikstreifen in geringerem Ausmass dorthin zurückkehren.

Dieser Aspekt des Schmerzes ist insofern recht interessant, als viele Patienten dann und wann in ihrem Leben der Familie oder der Welt vorgespielt haben, sie hätten Schmerzen. Der Patient glaubte zu lügen, als er diesen »simulierten« Schmerz vorbrachte. In der Therapie kann der Auditor diese »Einbildungen« benutzen, denn sie führen direkt zu Mitgefühlsengrammen und tatsächlichen Verlet­zungen hin. Diese »eingebildeten« Schmerzen werden ausserdem ge­wöhnlich der Person oder Pseudoperson vorgeführt, die im engrammatischen Augenblick als mitleidiger Verbündeter anwesend war. Wenn also ein kleiner Junge der Grossmutter ständig Schmerzen in den Hüften vorgespielt hat – und auch dachte, dass er sie vorspielt –, wird man schliesslich entdecken, dass er sich irgendwann früh in seinem Leben an genau dieser Hüfte gestossen hatte und während des engrammatischen Augenblicks, der für den Analysator jetzt im dun­keln liegt, mit Mitgefühl bedacht wurde. Patienten fühlen sich we­gen dieser Vorspiegelungen oft ziemlich schuldig. Aus dem letzten Krieg kamen Soldaten nach Hause, die vorgaben, verwundet gewe­sen zu sein; in der Therapie hatten sie dann Angst, der Auditor würde die »Lüge« herausfinden und weitererzählen. So ein Soldat ist im Krieg vielleicht nicht verwundet worden, man wird aber ein En­gramm finden, das Mitgefühl für die Verletzung enthält, über die er klagt. Er bittet mit Hilfe einer farbenreich erzählten Geschichte um Mitleid und glaubt, eine Lüge zu erzählen. Ohne ihn über diese dianetische Entdeckung zu informieren, kann der Auditor in einem sol­chen Fall oft ein Mitgefühlsengramm ans Licht ziehen, das andern­falls vielleicht nur unter grössten Schwierigkeiten hätte aufgespürt werden können.

»Du Heulsuse!« ist ein Ausdruck, gegen den sich der Preclear in einem Engramm sträuben wird; dadurch werden Tränen unter­drückt. Es kommt recht häufig vor, dass der Preclear sich selbst mit älteren Brüdern oder Schwestern verwechselt, die sein vorgeburtli­ches Leben beeinflusst haben: deren Gespött, Mutters Anweisungen usw. werden in Engrammen gespeichert. Wenn der Preclear von älte­ren Kindern weiss, sollte der Auditor in den vorgeburtlichen Engrammen nach ihnen Ausschau halten, denn Kinder sind ziemlich munter und hopsen oft auf Mutters Schoss herum oder stossen mit ihr zusammen. Kindliches Gespött stammt also nicht unbedingt aus der Zeit nach der Geburt.

Im Zuge der dianetischen Forschung wurde angenommen, dass die Klärung zu neun Zehnteln geschafft sei, wenn man alle schmerz­liche Emotion des gesamten Lebens entlasten würde. Die schmerzli­che Emotion ist jedoch nur ein Oberflächensymptom der Engramme mit körperlichem Schmerz und wäre nicht schmerzlich, wenn der körperliche Schmerz nicht gleichzeitig oder bereits vorher existierte.

Gibt es bei einem Fall Emotions- und Schmerzabsperrungen, dann hat der Patient gewöhnlich angespannte Muskeln, ist nervös und neigt zu Zuckungen oder einfach Verspannungen. Wenn Schmerz und Emotion durch Befehle übersteigert werden, hat man es mit einem stark dramatisierenden Fall zu tun.