Aussersinnliche Wahrnehmung

Wenn der Auditor einen Fall mit Dub-in-Rückruf oder mit starker emotioneller Ladung hat, kann es geschehen, dass der Patient in die vorgeburtliche Zone zurückkehrt und anfängt, die Umgebung zu beschreiben. Das versetzt manche Beobachter in Staunen und Verwunderung. Da befindet sich der Patient also in der Gebärmutter, und doch kann er »sehen«, was draussen geschieht. Der Patient er­zählt von Vater und Mutter, wo sie sitzen und wie das Schlafzimmer aussieht – und das alles, während er sich im Mutterleib befindet. Dazu lassen sich ein paar schöne Theorien vorbringen: Eine davon besagt, dass der gemarterte Fötus aussersinnliche Wahrnehmung (ASW) entwickelt, um zu sehen, was als nächstes geschieht. ASW ist eine ausgezeichnete Theorie, und manche Beobachtungen mögen sie bestätigen, jedoch nicht beim Fötus.

Man sollte sich erinnern, dass der Fötus, obwohl er hochentwickelte und kluge Zellen hat, doch kein wirklich vernünftiger Organis­mus ist. Das Vorhandensein eines Engramms bedeutet nicht unbe­dingt, dass der Fötus zu jener Zeit denken konnte. Das Engramm wurde erst dann ausserordentlich aberrierend, als das Kind schliess­lich sprechen lernte. Das Engramm ist keine Erinnerung, sondern eine Aufzeichnung von Schmerz und Wahrnehmungen.

Mit einem Erwachsenen oder einem Kind sendet man in den vorgeburtlichen Bereich einen erfahrenen Verstand zurück, der Schlüsse zieht, wenn er mit diesen Engrammen in Berührung kommt. Wenn man so manchen Preclears zuhört, könnte man den Eindruck bekom­men, dass sie während der ganzen vorgeburtlichen Periode jeden Nachmittag um vier Uhr Goethe gelesen und Limonade getrunken haben.

Wird Vernunft und analytische Kraft in eine Periode zurückge­schickt, in der es weder Vernunft noch analytische Kraft gab, so drängen sich der zurückgekehrten Person natürlich viele Ideen auf. Alles, was man von ihr erwartet, ist aber das Durchlaufen der Engramme und ihrer Inhalte. Sie mag versuchen, durch Traummecha­nismen und Überlegungen aus der Gegenwart einen ganzen Farb­film von der Szenerie mit hineinzuflicken.

Solche vorgeburtliche ASW gibt es tatsächlich nicht. Nach um­fassenden Versuchen wurde bewiesen, dass jedes Mal, wenn ein zu­rückgekehrter Preclear etwas zu sehen glaubt, die betreffende Szene­rie in den Engrammen erwähnt wird, was bei ihm ein Phantasiebild davon erzeugt. Mit anderen Worten, es gibt keine vorgeburtliche ASW. Es gibt nur Beschreibungen und Abläufe, die eine Szenerie suggerieren, und diese Suggestionen – jetzt auf die Phantasie einwir­kend – erzeugen den vermeintlichen Sehrückruf.

Das ist ein ständiges Phänomen besonders solcher Patienten, die kraftvolle Lügenfabriken haben. Wenn der Auditor so etwas sieht, beginnt er sich von dem Fall, mit dem er sich beschäftigt, eine Vorstellung zu machen – er weiss, dass voraussichtlich Dub-in-Geräuschrückruf benutzt werden wird, und er sollte alle erreichbare schmerzliche Emotion finden und entladen, denn es ist diese schmerzliche Emotion, die einen Fall veranlasst, auf solche Weise auszuweichen. Er kann dann die Lügenfabrik selbst finden, nicht eine Lügenfabrik, die von der Lügenfabriken produzierenden Lügen­fabrik erzeugt wurde. Er findet das wirkliche Engramm, das all diese Täuschungen hervorruft.

Unterbrechen Sie einen Preclear aber niemals dabei, wenn er solches Material vorbringt. Sagen Sie ihm nicht, dass es Einbildung ist, denn Sie würden die Lügenfabrik nur zu grösseren Anstrengun­gen aufreizen. Denn hier begegnen wir Mitgefühlsberechnungen, Verlusten, die voller Verzweiflung sind, grossen vorgeburtlichen Schmerzen und Vernachlässigung in der Kindheit. Schon eine Klei­nigkeit könnte das Selbstvertrauen erschüttern, das dieser Patient aufgebracht hat. Gehen Sie daher vorsichtig vor, suchen Sie Verzweif­lungsladungen, Verbündete, Mitgefühlsengramme, und finden Sie die Lügenfabrik. Dann wird sich der Fall stabilisieren und zur Klä­rung voranschreiten.